Wirklich Überraschendes ist dem aktuellen Bildungsbericht der Europäischen Kommission "Key Data on Education in Europe 2009" nicht zu entnehmen. Sehr wohl gibt er aber Aufschluss darüber, inwieweit die Umsetzung des Bologna-Prozesses auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Im Bereich des tertiären Bildungssektors, so die aktuellen Daten, ist die Zahl der Studierenden in den Jahren von 1998 bis 2006 kontinuierlich gestiegen - um insgesamt 25 Prozent auf 18,7 Millionen Studierende in den Ländern der Europäischen Union. Die Frage der Finanzierung wird in den jeweiligen Ländern jedoch sehr unterschiedlich behandelt. Die Forderung der Kommission nach nachhaltiger Veränderung im Regulierungs- sowie Finanzierungsmanagement wird lauter. Auch eine inhaltliche Annäherung an die Bedürfnisse der jeweiligen Arbeitsmärkte wird gefordert. Investitionen über unterschiedliche Quellen, angemessene Betreuung von Studierenden zur Qualitätssicherung von Lehre wie Forschung sind weitere Empfehlungen.
Mehr Studentinnen

In nahezu allen Ländern der Europäischen Union überwiegt die Zahl der Studentinnen gegenüber jenen ihrer männlichen Kollegen. So kamen im Jahr 2006 (im EU-Durchschnitt) auf 100 Studenten 123 Studentinnen. In Schweden, Norwegen und Island liegt die Zahl der Studentinnen bei 150. In Österreich sind es 107 Studentinnen auf 100 Studenten - Tendenz steigend.

Seit 2002 habe sich aber bei der Studienwahl - verteilt auf die Geschlechter - nicht viel geändert. Der Großteil weiblicher Studenten entscheide sich für Fächer der Human-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaften. In den Bereichen Bildung und Gesundheit betrage der Frauenanteil 75 Prozent.

Auch im Bereich technischer Studien sei der Studentinnen-Anteil seit 2002 EU-weit weitgehend gleich geblieben: Im Bereich Maschinenbau beträgt der Anteil der Studentinnen durchschnittlich 24 Prozent, in Technischer Mathematik und Informatik 37 Prozent.

Ähnlich "stabil" sind die Zahlen in der innereuropäischen Studentenmobilität geblieben: Zwischen 2002 und 2006 ist die Zahl jener, die mindestens ein Jahr in einem anderen europäischen Land studierten, von EU-weit durchschnittlich 2,1 auf 2,6 Prozent gestiegen. Mit 4,6 Prozent im Jahr 2006 liegt Österreich hier über dem Durchschnitt. Neben Liechtenstein, Zypern und Luxemburg, deren Studierende aufgrund mangelnder Angebote zum Großteil im europä-ischen Ausland studieren, sind die Studierenden Irlands, Maltas, der Slowakei, Islands und auch Bulgariens besonders mobil: Rund zehn Prozent absolvieren zumindest ein Auslandsstudienjahr. Am wenigsten mobil sind die Studenten in Großbritannien, Spanien, Italien oder Ungarn, wo weniger als zwei Prozent einen bildungstechnischen Auslandsaufenthalt vorzuweisen hatten.

Mehr Absolventinnen

Weiterhin gebe es, so der Bericht, mehr Uni-Absolventinnen als -Absolventen. Durchschnittlich kommen auf drei Frauen, zwei Männer. In Estland, Lettland, Litauen oder Polen wurden 2006 fast doppelt so viele Absolventinnen wie Absolventen gezählt.

Im EU-Schnitt fallen mehr als 35 Prozent der abgeschlossenen Studien auf die Bereiche Sozialwissenschaften, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Auf den Bereich Gesundheit kommen durchschnittlich 14,4 Prozent der Abschlüsse, Ingenieurswissenschaften liegen bei knapp zwölf Prozent - Österreich liegt hier mit 19,7 Prozent über dem EU-Durchschnitt. (Heidi Aichinger, DER STANDARD/Printausgabe 1.8./2.8.2009)