Foto: ULRICH SEIDL FILMPRODUKTION

Venedig - Die ultrakonservative katholische Organisation "NO 194", die bei der Staatsanwaltschaft in Venedig eine Klage gegen den österreichischen Regisseur Ulrich Seidl wegen Blasphemie in seinem neuen Film "Paradies: Glaube" (der zweite Teil seiner "Paradies-Trilogie") eingereicht hat, will als Zivilkläger an einem möglichen Prozess gegen den Filmemacher teilnehmen. "Wir wollen Schadenersatz von Seidl und den anderen Angeklagten verlangen", kündigte Rechtsanwalt Pietro Guerini, Präsident der katholischen Organisation. "Seidl hat zwei Milliarden Christen auf der Welt beleidigt, für die das Kreuz ein Symbol ihrer Religion ist."

Gelder sollen in Prolife-Aktivitäten fließen

Den Schadenersatz will der Rechtsanwalt für Benefizzwecke spenden, oder zur Finanzierung seiner Organisation nutzen, die sich in Italien für die Abschaffung des Gesetzes starkmacht, das seit den 1970er Jahren einen legalen Schwangerschaftsabbruch ermöglicht. Laut Guerini werde das Gericht in Venedig in etwa drei Monaten entscheiden, ob es zum Prozess gegen Seidl, die Schauspielerin Maria Hofstätter, die Filmproduzenten, sowie die Leiter des Filmfestivals von Venedig kommt.

Inhalt

In dem zweiten Teil der Seidl-Trilogie geht es um eine ältere Frau, die sich vollkommen dem Glauben an Jesus verschrieben hat. Ihren Urlaub verbringt sie damit, mit 40 cm großen Wandermuttergottes-Statuen missionierend von Haus zu Haus zu gehen. Als eines Tages ihr Ehemann, ein Ägypter und Moslem, nach Jahren der Abwesenheit aus Ägypten zurückkommt, beginnt ein Kleinkrieg um Ehe und Religion.

Verteidiger verweist auf Gesetzeslage

"Ich hoffe, dass der Richter nicht politisch handelt, sondern das geltende Gesetz anwendet, das die Beleidigung einer Religion durch die Verleumdung ihrer Gläubigen bestraft", meinte Guerini. Für dieses Vergehen ist laut dem italienischen Strafgesetzbuch eine Geldstrafe bis zu 5.000 Euro vorgesehen.

"Uns geht es aber nicht so sehr um die Strafe, sondern um die Verurteilung. Man muss religiöse Symbole respektieren. Das gilt natürlich auch für moslemische, oder jüdische Symbole. Ich bin der Meinung, dass zwei Milliarden Christen nicht mit Obszönitäten beleidigt werden dürfen", so Guerini. (APA, 5.9.2012)

Der Trailer zu "Paradies: Glauben":

Quelle: www.youtube.com