Bild von der Party
Die Partyreihe "Mama geht tanzen" kommt bestens an.
Claudia Wasner

Pro

Leider sperren die meisten Nachtclubs erst gegen Mitternacht auf. Voll ist der Club dann um zwei Uhr in der Früh. Es gibt Menschen, denen ist das einfach zu spät. Müttern von Babys oder Kleinkindern etwa. Selbst wenn der Vater die Kleinen am nächsten Morgen nimmt: Der gesamte Tag ist nach einer langen Nacht im Eimer. Deshalb ist es super, dass die Partys bei "Mama geht tanzen" bereits um 20 Uhr beginnen und gegen 23 Uhr enden. In diesem Fenster können Frauen drei Stunden lang voll abtanzen. Und weil alle gleichzeitig kommen, ist die Stimmung von Minute eins auf dem Höhepunkt.

Das Eventmarketing ist für manche fragwürdig: warum nur für Mütter? Und nicht auch Väter? Sicher, die Events offenbaren, wo wir in der Gleichberechtigung stehen. Die Kritik ist demnach nachvollziehbar, aber zu kurz gedacht: Nicht alle Partygäste sind Mütter. Etwa ein Drittel der Frauen ist da, weil sie die frühe Uhrzeit schätzen. Oder weil sie ohne Männer feiern wollen. In den meisten Nachtclubs sind Männer in der Überzahl. Außerdem: Viele ziehen nach der Party noch weiter, andere gehen heim. Perfekt, jede, wie sie will.

Die Events sind allesamt ausverkauft. Viele Frauen haben offenbar genau auf solche Partys gewartet. Nicht weil sie brave Hausmütterchen sind, die pünktlich zu Hause sein müssen, sondern weil ihnen das Konzept der frühen Partystimmung taugt. Es ist schade, wenn durch die Kritik wieder einmal Frauen etwas madig gemacht wird. (Nadja Kupsa, 6.4.2024)

Contra

Party – und am nächsten Tag ausgeschlafen und fit für die Kinder aufwachen? Das klingt in den Ohren von Eltern wie Musik. Für Eltern? Oder doch eher nur für Mütter? Wohl für Letztere, denn eine erfolgreiche Partyreihe, die sich an das Leben mit Kindern anpassen will, spricht vorwiegend Mütter an. Dort wird früh begonnen – und es ist ebenso früh Schluss. Der Spaß unter dem Motto "Mama geht tanzen" sei natürlich jeder unbenommen. Doch gibt es einen schalen Beigeschmack: Derlei Extraprogramme für Mamas inszenieren die herrschende Arbeits- und Verantwortungsaufteilung als "normal". Doch diese ist alles andere als nur verkatert ein Problem.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass die tägliche Arbeit rund um Kinderbetreuung nach wie vor an Frauen hängt. Sie tragen noch immer meist die Hauptverantwortung für die Fürsorgearbeit, was sich bekanntlich in einer ökonomischen Benachteiligung von Frauen niederschlägt. Meist sind sie es, die trotz eines vereinbarten Ausschlaftages doch aufstehen müssen, weil Papa diese eine Strumpfhose nicht findet, bei der das Kind beim Anziehen nicht auszuckt.

Derlei Mamaprogramme erinnern auch daran, dass sich bis heute die Lebenswelt von Männern deutlich weniger verändert, wenn sie Väter werden, als für Mütter. Für sie braucht es offenbar keine separaten Partys, die Rücksicht auf ihren Kinderbetreuungsalltag nehmen. Das im Hinterkopf könnte eine Spaßbremse für Mama-Clubbings sein. (Beate Hausbichler, 6.4.2024)