Aller guten Dinge sind drei: Der Allstreet als neue und dritte A3-Modellvariante macht optisch auf SUV, vielleicht soll er so den baldigen Wegfall des Q2 kompensieren.
Audi

Warum der Neue nicht Allroad heißt und sich einer Nomenklatur verweigert, die seit 25 Jahren Tradition hat? Das war eine der Fragen an die Ingolstädter bei der Präsentation des A3 Allstreet im Umraum von München, man fühlt sich dort ja stets beheimatet, da Österreichs Geburtsurkunde engstens mit Freising zusammenhängt, Ostarrichi, 996, Sie wissen schon.

Ostarrichi-Urkunde von 996: Ersterwähnung "Österreichs" in einer Schenkung Kaisers Ottos III., gerichtet an den Freisinger Bischof.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv

"Weil", so die Antwort, "auch der A1 als Allstreet erhältlich ist", mithin die Sache von der Basis her aufgezäumt wird, nicht von oben. Den A3 Allstreet gibt es zudem derzeit nicht mit Allradantrieb – der folgt allerdings im ersten Quartal 2025. Dann böte sich Allroad quattro erst recht an, weil die Markenleitung in ihrer Weisheit ja beschlossen hat, die Einstiegsmodelle A1 (damit auch Allstreet) und Q2 auslaufen zu lassen – eine ähnlich "kluge" Entscheidung wie jene von Mercedes, deren Basismodelle A- und B-Klasse zu streichen, weil profitabel, aber nicht profitabel genug; die Gier bringt uns um –, wodurch der A3 dann zu Audis Basismodell wird. Doch selbst hier gilt: Wer weiß, wie lange noch?

Beim Interieur, bisher ein Kritikpunkt bei der Kundschaft, besserte Audi nach mit höherwertig anmutenden Materialien.
Audi

Egal, schildern wir erst einmal die primären Fahreindrücke, danach dann zu den technischen Inhalten und zum A3-Facelift insgesamt, in dessen Rahmen die dritte, auf dem Sportback basierende Version jetzt zuläuft – aller guten Dinge sind drei.

Der erste Kontakt ist der des Blickes: Schon einmal recht fesch, der Allstreet, speziell in Knallgelb kommen die SUV-artigen Attribute, kommt die Offroad-Optik gut zur Wirkung. Die 30 mm mehr Bodenfreiheit sieht man ihm auch gleich an, und damit einsteigen, losfahren.

30 Millimeter mehr Bodenfreiheit als das Basismodell hat der A3 Allstreet.
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Ich greife zum 150 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner, mit 48-Volt-Mildhybrid-Unterstützung, die Maschine passt gut zum Fahrzeug, alternativ stünde noch ein Zweiliterdiesel mit gleicher Leistung zur Auswahl. Das Bedienelement des 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes ist unauffällig und platzsparend in der Mittelkonsole eingelassen, bei der Gelegenheit fällt auch gleich auf, dass der A3 im Bedienkonzept weiterhin auf eine ausgewogene Balance zwischen Touch und physischen Tasten, Knöpfen, Schaltern setzt.

Und jetzt das Fahrwerk. Menschenskind, ist das straff gefedert. Knöchern und hart an der Grenze zu disharmonisch. Gleich wechsle ich zum Gegencheck am Zielort in den normalen A3, diesmal mit besagtem Selbstzünder – und richtig, der ist deutlich harmonischer abgestimmt.

Auftritt der kompletten Palette Audi A3 und S3.
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Ja, ist so, bestätigen die Audi-Techniker: Um die durch die Höherlegung bedingte größere Tendenz zur Wankbewegung auszugleichen, habe der Allstreet eine spezifische Feder-Dämpfer-Abstimmung erhalten, die für den Hersteller selbst allerdings "eine hervorragende Balance zwischen hohem Fahrkomfort und sportlich-präzisem Fahrgefühl" bietet, na ja, und damit zur A3-Palette und zu deren Facelift.

Den 3er gibt es neben besagter neuer Allstreet-Version nach wie vor als klassischen Fünftürer und als Limousine, die sportliche Variante heißt S3, auch hier Fünftürer und Limousine, und generell erkennt man die A3-Familie an einem neugestalteten, markanteren hexagonalen Singleframe-Kühlergrill sowie den großen seitlichen Lufteinlässen.

Der leichte Nasenbär-Charakter bleibt dabei erhalten, der überraschend lange Frontüberhang rührt daher, dass Audi 2020 seinen Kompakten auch auf eine neue US-Crashnorm hin getrimmt hatte, die dann doch nicht realisiert wurde.

War die Interieur-Materialanmutung bisher ein Kritikpunkt, meint Audi, diesen mit der Modellpflege gründlich widerlegen zu können. Da ist was dran, aber "mehr Charisma" fällt denn doch in die Kategorie Marketingsprech. Auch in Sachen digitale Welt wurde nachgerüstet auf aktuellstes Niveau, unter anderem kann man nun via "myAudi App" fünf Infotainment- und Komfort-Funktionen online hinzubuchen.

Den S3 gibt es weiterhin als Fünftürer und Limousine.
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Antriebskapitel: Zum Marktstart im Mai stehen die erwähnten 150-PS-Diesel und -Benziner zur Auswahl. Der S3 erstarkte um 23 auf 333 PS, die neue, aus dem Golf R bekannte Torque-Splitter-Hinterachse verteilt das Drehmoment jeweils auf das kurvenäußere Hinterrad, sechs Kilo Mehrgewicht stehen deutlich besserer Fahrdynamik gegenüber.

Als Einstiegsmotoren kommen dann wenig später noch ein Benziner- und Diesel-Dreizylinder mit jeweils 115 PS hinzu, preisliche Richtlinie beim Sportback: Otto ab etwa 30.600 Euro, Diesel ab 32.700. Und gegen Jahresende folgen dann noch zwei Plug-in-Hybride. (Andreas Stockinger, 8.5.2024)