Feminismus verträgt sich mit Heterosexualität, besagt eine aktuelle Studie aus den USA.
Die Frage, ob die eigene Liebesbeziehung als "glücklich" einzustufen ist, und - sollte die Antwort nicht so eindeutig ausfallen - was der Grund dafür sein könnte, füllt nicht nur das eine oder andere Late-Night-Gespräch an der Theke, sondern auch die psychologische Forschung.

Eine kürzlich in dem Wissenschaftsmagazin "SexRoles" publizierte US-Studie geht der Frage nach, ob sich Feminismus und eine glückliche Beziehung gegenseitig ausschließen. Offenbar ist dieses Vorurteil noch in weiten Teilen der Mehrheitsgesellschaft vorherrschend, wie die beiden Forscherinnen Laurie Rudman und Julie Phelan anhand ihrer durch Vorstudien gestützten These behaupten. Zusätzlich haben die ForscherInnen das Klischee von der beziehungsunfähigen Feministin und ihrem "Problem" mit Männern als handlungsanleitend identifiziert, insofern es junge Frauen wie auch Männer davon abhält, sich für feministische Ziele zu engagieren.

Schließen sich romantische Heteroliebe und feministisches Engagement also aus? Die Autorinnen behaupten nein. Nach ihren Ergebnissen ist es sogar umgekehrt: Feministisches Bewusstsein beim Partner wirke sich positiv auf eine „gesunde Beziehung" aus. Auch Männer mit einer emanzipierten Partnerin sähen ihre Beziehung als „stabiler" an und zögen aus der gemeinsamen Sexualität eine größere Befriedigung.

Forschungsdesign

Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob heterosexuelle Feministinnen bzw. Männer, die mit Feministinnen zusammen sind, ein problematischeres Beziehungsleben führen, als traditionell gebundene Frauen. Konkret wurden zwei Studien durchgeführt. Eine mit 242 heterosexuell gebundenen College-Studierenden (156 Frauen, 86 Männer) und eine weitere mit älteren ProbandInnen, um den Einfluss zusätzlicher Lebens- und Sexerfahrung in die Ergebnisse miteinbeziehen zu können. Bei der zweiten handelte es sich um eine Online-Umfrage, die die Einstellungen von 208 Frauen und 81 Männern im Alter zwischen 18 bis 65 Jahren sammelte.

Die TeilnehmerInnen wurden zu vier Themenkomplexen befragt. Der erste sollte die eigene Einstellung zu Feminismus erheben und die des/der PartnerIn. In Folge ging es um die Beschaffenheit der aktuellen Beziehung, wobei drei Faktoren bestimmt wurden. Der erste wurde durch Fragen wie, "Wie oft fühlen sich entspannt mit ihrem/ihrer PartnerIn?", "Vertrauen Sie ihrem/ihrer PartnerIn ihre tiefsten Gefühle an?", oder auch "Wie oft streiten Sie und ihr/ihre PartnerIn?" erhoben und stellte den "Qualitätsindex" dar.


Zweiterer versuchte die Stabilität der Beziehungen zu eruieren mittels Fragen wie "Wie oft haben sie darüber nachgedacht, ihre Beziehung zu beenden?" oder "Wie oft denken Sie, dass ihre Beziehung eine gute Zukunft hat?".
Der dritte Faktor sollte die Gleichheit in einer Beziehung beleuchten. Die Fragen dazu lauteten: "Wie oft sind Sie und Ihr/Ihre PartnerIn sich uneinig über Geschlechtergleichheit?" sowie „Wie oft sind Sie sich uneinig über die Geschlechterrolle in Ihrer Beziehung?".

Die Auswertung ergab wenig erstaunlich, dass Feministinnen häufig mit Feministen zusammen sind. Bei den Frauen standen die "Gesundheits-Variablen" in keinem Zusammenhang mit der feministischen Einstellung, beim Feminismus der Partner war allerdings sogar ein positiver Zusammenhang zu bemerken, das heißt, dass sich feministische Einstellungen bei Männern positiv auf die Beziehung auswirkten.

Forschungsinteresse

Rudman und Phelan kritisieren, dass die vordersten Kämpferinnen von Frauenrechten heute mit abwertenden Stereotypen - auch durch junge Frauen - konfrontiert sind, eine Entwicklung, die in vergleichbaren Bewegungen wie etwa der Bürgerrechtsbewegung in den USA, Alarmrufe wecken würde. Deshalb gingen sie mit der Studie auch noch der Frage nach, inwieweit die Stereotypen von Feministinnen als eher alleinstehend, lesbisch und sexuell unattraktiv der Wirklichkeit entsprechen. Doch auch dieses Klischee wurde widerlegt, wie die Befragung der TeilnehmerInnen nach ihrer eigenen Attraktivität bzw. der Rückmeldung durch andere bestätigte.

Der Verbreitung solcher Klischeevorstellungen von der "beziehungsunfähigen Emanze" bescheinigten die Autorinnen politische Motive. Gerade weil die Strategie, emanzipierte Frauen öffentlich in sexuellen Dimensionen anzugreifen, bei jungen Frauen funktioniere, fordern sie bewusstseinsbildende Maßnahmen im öffentlichen Bereich.

Ihre Aufgabe, die Frauenbewegung und ihre zentralen Ziele vom Vorwurf der "Heterobeziehungszersetzung" zu befreien, hat die Studie somit erfüllt. Von größerer Relevanz ist diese Information aber wohl eher für konservative Würdenträger als für die tatsächlichen RepräsentantInnen aktueller feministisch-queerer Lebenszusammenhänge. (freu)