Preßburg - Seit 1989 sollen mindestens 110 Frauen der Roma-Minderheit in der Ostslowakei systematisch und gegen ihren Willen sterilisiert worden sein. Das berichteten die US-Organisation Zentrum für Fortpflanzungsrecht und ihre slowakische Partnerorganisation am Dienstag. Sie hätten dem slowakischen Bürger- Ombudsmann Pavol Kandrac eine Dokumentation vorgelegt, die Dutzende Fälle belege.

Der für Minderheitenfragen zuständige Vizeregierungschef Pal Csaky erstattete daraufhin Anzeige. Wie Csakys Kanzlei mitteilte, soll damit eine Untersuchung der Vorwürfe durch Polizei und Justiz eingeleitet werden. Sollten sie sich bestätigen, müssten die - noch unbekannten - Verantwortlichen bestraft werden. Andernfalls hätten die Verfasser der Dokumentation mit Strafverfolgung wegen Verleumdung und Panikmache zu rechnen. (APA,dpa)

Roma-Organisationen skeptisch zu Sterilisierungs-Berichten

Vertreter slowakischer Roma-Organisationen haben sich am Dienstag skeptisch gegenüber Berichten über die Zwangssterilisierung von Roma-Frauen geäußert. "Hätten wir Informationen über solche Vorfälle gehabt, hätten wir sofort Strafanzeige gegen die Täter erstattet und an die internationale Öffentlichkeit appelliert", sagte der Roma-Aktivist Ladislav Fizik am Dienstag gegenüber dem Slowakischen Fernsehen (STV).

In den letzten Jahren seien in mehreren Berichten über die Situation der Roma Bevölkerung in der Slowakei Vermutungen geäußert worden, die Roma-Frauen seien in einigen slowakischen Krankenhäusern direkt oder indirekt zur Sterilisierung gezwungen worden, sagte Vizepremier Pal Csaky am Dienstag. Diese Informationen könnten jedoch nicht bestätigt werden. (APA)