Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851 - 1923) prakizierte bereits, bevor man Frauen in Österreich überhaupt zum Studium zuließ. Sie setzte sich weiters immer auch für die Rechte und die Bildungsmöglichkeiten von Frauen ein.
Bild: Salzburger Stadtarchiv

Salzburg - Gemeinhin gilt Gabriele Possanner, die 1897 in Wien eine Praxis eröffnete, als erste Ärztin in Österreich. Die Historikerin Sabine Veits-Falk vom Salzburger Stadtarchiv hat sich jedoch in einer neu erschienen Biografie mit einer anderen Medizinerin und deren Pionierinnenrolle beschäftigt: Rosa Kerschbaumer-Putjata arbeitete schon 1890 als Augenärztin in der Stadt Salzburg.

Sondererlaubnis, bevor Frauen überhaupt noch studieren durften

85 Jahre nach dem Tod der gebürtigen Russin hat Veits-Falk das Leben der Ärztin erstmals umfassend aufgearbeitet, die schon sieben Jahre früher als Possanner in der gemeinsam mit ihrem Mann gegründeten Augenklinik in der Stadt Salzburg praktizieren. "Sie durfte mit einer Sondererlaubnis von Kaiser Franz Josef ab 1890 - zehn Jahre bevor Frauen in Österreich zum Medizinstudium überhaupt zugelassen wurden - ihren Beruf ausüben", erklärt Veits-Falk.

Bewegtes Leben

Kerschbaumer-Putjata wurde 1851 in Russland geboren. Sie studierte in Zürich und Bern Medizin, promovierte 1876 und spezialisierte sich auf Augenheilkunde. Mit ihrem Mann Friedrich Kerschbaumer gründete sie eine private Augenheilanstalt in der Schwarzstraße in Salzburg.

Ab 1890 konnte sie aufgrund der "allerhöchsten kaiserlichen Entschließung" die 60-Betten-Klinik allein leiten. Sie trennte sich von ihrem Mann und führte die Heilanstalt selbstständig weiter. 1896 verließ sie Salzburg und ging nach Russland zurück, wo sie in St. Petersburg an der medizinischen Akademie unterrichtete und von 1897 bis 1903 auf Augenheilkunde spezialisierte Wanderkliniken entlang der Transsibirischen Eisenbahn betrieb. Ab 1903 leitete sie eine Augenklinik in Tiflis. Danach kehrte sie für einige Jahre nach Wien zurück, um 1911 nach Amerika auszuwandern, wo sie 1923 in Los Angeles starb.

Sich für andere Frauen eingesetzt

"Sie hat sich immer auch für die Rechte und die Bildungsmöglichkeiten von Frauen eingesetzt", so Veits-Falk. So hat sie in ihrer Klinik junge Medizinerinnen, die in der Schweiz studiert hatten, angestellt. Auch in der Forschung war Kerschbaumer-Putjata präsent. 1900 erschien in Leipzig ihr Buch "Das Sarkom des Auges". In die lokale Salzburger Medizingeschichte ist Kerschbaumer-Putjata eingegangen, weil sie durch ihre Tätigkeit viel zur Bekämpfung der Blindheit in diesem Bundesland beigetragen hatte.

Kostenlose Versorgung

"Salzburg hatte damals die höchste Zahl an Blinden in der Habsburgermonarchie", weiß Veits-Falk. Dies war zu dieser Zeit eine Alterserscheinung, die aber schon im 19. Jahrhundert gut behandeln konnte. Nach der Eröffnung der Augenklinik sanken die Blindenzahlen in Salzburg rasch - auch weil die Ärztin viele PatientInnen kostenlos versorgte. (APA/red)