Amman - Ein besonders mildes Gerichtsurteil in einem sogenannten "Ehrenmord" ruft bei Frauenverbänden in Jordanien Empörung hervor. Ein Jordanier, der seine Schwester erschossen hat, muss nur für drei Monate hinter Gitter, wie diese Woche bekannt wurde. Bei seiner Festnahme hatte der 30 Jahre alte Mechaniker angegeben, er habe die verheiratete Schwester getötet, "weil sie die Familienehre beschmutzt hat".

Keine Verurteilung wegen Mordes

Die Zeitung "The Jordan Times" berichtete am Freitag in Amman, die drei Richter hätten den Bruder nicht wegen Mordes verurteilt, weil die Schwester zuvor eine "gefährliche Tat" begangen habe. Die Mutter von zwei Kindern soll für mehrere Tage "ohne Erlaubnis ihres Ehemannes" das Haus verlassen haben. In dem Urteil heißt es dazu: "Das Opfer verließ das Haus für mehr als zwei Wochen und kümmerte sich weder um die Konventionen noch um das Ansehen ihrer Familie."

Verurteilung wegen "minderen Vergehens"

Im vergangenen Jahr war in Jordanien ein 30 Jahre alter ägyptischer Bauarbeiter zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, der seine drei Jahre jüngere Frau erdrosselt hatte. Die Ehefrau hatte angeblich ein Verhältnis mit einem 17-Jährigen gehabt. Frauenverbände und Menschenrechtsgruppen kämpfen in Jordanien seit Jahren vergeblich gegen die sogenannten Ehrenmorde. Das jordanische Recht erlaubt es den Richtern, den Angeklagten wegen eines "minderen Vergehens" zu verurteilen, wenn er "in einem Moment der Wut" einen Mord begeht. (APA)