Pro Menstruation:
Auf Medikationen, die uns eine "Optimierung" versprechen, soll und muss ein scharfes Auge geworfen werden. Und ja, Pille und Co. sind Medikamente. Und die müssen wir nehmen, wenn wir die Regel unterdrücken wollen. Wie alle Medis haben sie auch Nebenwirkungen. Sich Hormonpräparate zu kaufen heißt, sich auch unerwünschte Konsequenzen mitzukaufen. Warum soll frau Geld zahlen für Komplikationen, die mit aller Wahrscheinlichkeit in der einen oder anderen Form auftreten werden? Die nicht regulierte Mens, die passiert einfach - vorausgesetzt es liegen keine gesundheitlichen Probleme vor - und macht keine Probleme.
Die Regel ist eben keine körperliche Behinderung, die es mit Medikamenten auszumerzen gilt. Mit einem derartigen Ansatz ist die Pathologisierung des weiblichen Geschlechts mal wieder gangbar. Pfui, die blutet ja! Durch das Wegmachen eines körperlichen Prozesses, der einfach so passiert, ohne Zutun, ohne Aufwand, soll frau sich an welche Norm angleichen? Jede ist doch anders!
Zugegeben, die Regel als Ausnahme ist für diejenigen Frauen hilfreich, die unter Regelschmerzen leiden, die ihr Leben einschränken. Stress, ungesunde Ernährung, keine Bewegung sind da neben tatsächlichen physiologischen Gründen meistens Auslöser dafür. Warum also nicht da ansetzen, wenn frau das Gefühl hat, dass etwas "behoben" werden muss?
Aber nein, der weibliche Körper muss getuned werden. Außen und innen. Und da steckt doch auch Marktinteresse dahinter, das den (konditionierten) Perfektionsdrang der Frauen vorauseilend bedient. Nicht nur von Seiten der Pharmafirmen, auch Erhebungen zu Produktivität in feminisierten Berufsbranchen haben die Regel auf dem Kieker. Da heißt es, dass Frauen nachlassen vor und während der Regel: Das kann sich "die Gesellschaft" nicht leisten!
Und da wird auch klar, dass die Sache mit der Wahl der Verhütung so individuell gar nicht ist. Die Mehrheit der fruchtbaren Frauen nimmt die Pille. Und wenn die Einnahmepraxis sich so verändert, dass nicht geblutet wird, werden wir das auch schlucken? "Natürlich". (mag)
Contra Menstruation:
Was sagt uns die Lehre über die weibliche Natur? Wir denken in Kreisläufen. Die erste Denkhilfe für diese glorreiche Pauschalierung lautet meistens: Das fängt schon bei der Menstruationsblutung an und endet bei der Verehrung des Mondkalenders.
"Ruiniert" hat den Frauen die monatliche Regel jedenfalls so einiges: Von der Unterwäsche angefangen bis zur Party, die wegen akut schlechter Laune oder selbstverordnetem Alkoholverzicht frühzeitig verlassen wurde. Schmerzen sind aber mit Abstand der schlimmste Denkzettel für die monatliche Empfängnisbereitschaft: Zustände, auf die die Schulmedizin bisher keine befriedigenden Antworten gefunden hat.
Keine Regel bedeutet Freiheit für Frauen, die nicht schwanger werden wollen: Geradlinig denken dürfen (wegen fehlender Kreislaufmetapher), weniger Störungen im Alltag und vor allem weniger Schmerzen machen auch die Gebärmutter glücklich. (roh)