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Geboren am 14. Juli 1858 in Manchester
Gestorben am 14. Juni 1928 in London

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Emmeline Pankhurst ist mehrmals verhaftet worden.

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Die Suffragettenführerin bei einer Rede 1908

Emmeline Pankhurst schreckte vor nichts zurück und nahm vieles in Kauf, wenn es um die Durchsetzung von Frauenrechten gegangen ist. So scheint es jedenfalls aufgrund des überlieferten Materials. Sie störte Wahlkampagnen konservativer Politiker, belagerte den Sitz des Premierministers, verfasste Petitionen für das Frauenwahlrecht, forderte gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit genauso wie Gleichberechtigung für Frauen im Ehe- und Scheidungsrecht. Und sie schwang Aufsehen erregende Reden. Politisches Engagement, das an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert extrem außergewöhnlich und mutig gewesen ist.

Freiheitsstrafen waren die Antwort des rigigen männerbündischen Systems. Emmeline Pankhurst war fünfzig, als sie zum ersten Mal wegen Störung der öffentlichen Ordnung inhaftiert worden ist. In der Folge passierte ihr das noch öfter, manchmal sogar vorsorglich.

"Women's Social and Political Union"

1903 gründete sie gemeinsam mit ihren Töchtern Christabel und Sylvia ihre eigene "Women's Social and Political Union". "Die Pankhursts ... sind wohl die einzige Dynastie, die der Feminismus hervorgebracht hat", schreibt Luise F. Pusch im "Berühmte Frauen Kalender 2008". Und zählt auch den um vierundzwanzig Jahre älteren Ehemann Emmelines, den Anwalt Richard Pankhurst, dazu. Denn auch dieser gilt als Verfechter des Frauenwahlrechts. Geheiratet haben sie 1879 und dann  fünf Kinder bekommen.

Der Keim für ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn wurde schon früh gesät. Als sie sechs Jahre alt war, hörte sie ihren Vater sagen: "Wie schade, dass sie nicht als Junge geboren wurde. "Dabei waren beide Elternteile durchaus liberal, führten mit ihren FreundInnen heftige politische Debaten, auch über die Rollen der Geschlechter. Emmelines Mutter nahm sie zu Versammlungen mit, gab ihr die "Zeitschrift für Frauenwahlrecht" zu lesen und bald bezeichnete sich Emily - sie war gerade vierzehn geworden -  selbst als Suffragette.

Ab ihrem fünfzehnten Lebensjahr besuchte sie die Ecole normale in Paris, wo sie neben Sprachen  auch Unterricht in Chemie und Buchhaltung erhielt, was damals für Mädchen absolut ungewöhnlich gewesen ist. Emmeline fühlte sich sehr wohl in dieser fortschrittlichen Schule, und die Lehrerinnen und Mitschülerinnen bestärken sie in ihren feministischen Ideen. Mit der Überzeugung, nur das Frauenwahlrecht könne die sozialen Missstände beseitigen, kehrte sie nach England zurück. Sie war der Meinung, Frauen können Elend sehen, das Männer übersehen: Von ihren Herren geschwängerte und dann auf die Straße gesetzte Dienstmädchen, die als ledige Mütter keine Arbeit mehr finden,   Ehefrauen unter der Vormundschaft des Mannes und vieles mehr ...

Als Richard Pankhurst starb, blieb sie mit einem Schuldenberg zurück. Sie veruchte, der Geldnot mit einer Boutique Abhilfe zu verschaffen. Danach nahm sie eine Stelle als Standesbeamtin an, um die vier Kinder - einer der Söhne war an Diphterie gestorben - zu ernähren. Doch in jeder freien Minute kämpfte sie weiterhin für das Frauenwahlrecht. 

Zäsur mit dem Ersten Weltkrieg

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam es zu einer Zäsur. Emmeline hietl es für ihre patriotische Pflicht, alle Kräfte dem "Vaterland" zur Verfügung zu stellen. So vereinbarte sie einen "Waffenstillstand" zwischen den Frauen und der Regierung.

Die Zeit danach wird in den Biografien sehr undurchschaubar und unterschiedlich beschrieben und es sieht danach aus, als ob ihr Leben eine Wende genommen hätte. Im Jahr 1917 gründete sie eine neue Partei, die "Women's Party", die feministische Programmpunkte mit faschistischen wie "Rassereinheit" verband. Sie hielt Vorträge in den USA und Kanada und beteiligte sich an einer Kampagne gegen Geschlechtskrankheiten. Zurück in England trat sie der konservativen Partei bei und wurde als Kandidatin aufgestellt. 

Emmeline Pankhurst konnte die Einführung des Frauenwahlrechts zwar noch erleben, aber nicht mehr davon Gebrauch machen. Sie starb einen Monat vor ihrem 70. Geburtstag in London.
(dabu/dieStandard.at 16.07.2008)