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In Washington wurden am 11. März 2009 ein weiteres Mal die "Women of Courage"-Awards verliehen. Dabei geht es um Frauen, die sich in ihren Heimatländern besonders durch ihr frauenpolitisches Engagement hervortun.
Von links nach rechts: First Lady Michelle Obama, Mutabar Tadjibayeva (Uzbekistan), Veronika Marchenko ( Russland), Wazhma Frogh (Afghanistan), Norma Cruz (Guatemala), Außenministerin Hillary Rodham Clinton, Suaad Abbas Salman Allami (Irak), Ambiga Sreenevasan (Malaysia), Hadizatou Mani (Niger). 

Foto: AP/Alex Brandon

Pro+++

Keine Frage, wir Frauen sind hart im Nehmen. Murren und Klagen hilft schließlich wenig im alltäglichen Sog der Bedürfnisse, in dem wir uns befinden. Durchsetzungsfähig sind wir im Berufsleben, geduldig mit den Kleinen, konsequent mit unserem Körper, kreativ in der Küche, sensibel im freundschaftlichen Gespräch ... die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Wenn dann jemand kommt und uns zur Abwechslung einmal lobt, für diese oder jene Gefälligkeit, für den Knackarsch, den wir uns antrainiert haben, oder für einen Job, den wir besonders gut gemacht haben, dann geht das aber auch nicht. Was uns nämlich noch auszeichnet ist unsere Bescheidenheit: Schließlich schuften wir nicht für die Anerkennung der eigenen Person, sondern weil es uns um die Sache selbst geht!

Nun ja, es ist Zeit, dieser "Bescheidenheit" auch einmal etwas entgegenzusetzen: Preise zum Beispiel. Die Gesellschaft verteilt sie ja genau deshalb, um Lob zu verteilen. "Das hast du toll gemacht!" oder "Wir sind stolz auf dich!" lautet der Subtext dieser Inszenierungen.

Klarerweise ist es wichtig, die Kriterien für Auszeichnungen genau unter die Lupe zu nehmen, weil sie ja gerade die Werte einer Gesellschaft auf besonders plakative Weise ausstellen. Warum sollten sich aber ausgerechnet Frauen grundsätzlich dagegen verwehren, ab und zu unter der warmen Dusche der gesellschaftlichen Anerkennung zu verweilen? Bitte nicht deshalb, weil sie davon überzeugt wurden, alles in ihrem Leben nur für sich selbst zu machen. (mag)

Contra---

In den letzten Wochen regnete es nur so von Preisen für Frauen. Für „besondere Leistungen", für "besonders hohe Qualifikation" oder einfach nur fürs besonders fesch sein. Das Model Bar Refaeli sackte etwa bei der "Women's World Awards"-Verleihung den "World Style Award" ein. Spätestens Kategorien wie "Style" rücken Preise für "besondere Leistungen" von Frauen in ein seltsames Licht.

Auch bei einer Diskussion auf Puls TV kam das "Frauen-Preise"-Thema etwas schräg daher: Anlässlich des Frauentages wurde ausführlich über den von ÖVP-Politikerin Christine Marek initiierten Preis "Mia" gesprochen, eine „Auszeichnungen für besondere Leistungen an in Österreich lebende Frauen mit Migrationshintergrund". Einer "Mia"-Gewinnerin zeigte der Preis nach eigener Aussage, dass es sich doch lohne, "trotz Schwierigkeiten und Hindernisse dran zu bleiben".

Wenn strukturelle und institutionelle Barrieren für Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund vieles erschweren, ist es zwar schön, wenn es einzelne "trotzdem" schaffen. Wenn aber die Mehrheit dennoch unter Ungleichbehandlung leidet, wird dies dann in weiterer Folge auf individuelles Versagen zurückgeführt?

Sollten nicht jegliche Bemühungen darin liegen, dieses "trotzdem" abzuschaffen? Ist es nicht unfassbar, dass es 2009 noch immer ein "trotzdem ich eine Frau bin" gibt? Wut und Forderungen scheinen aber bei Preisverleihungen einer kollektiven Dankbarkeit zu weichen.

Somit nerven Preise, die aufgrund von "Durchhaltevermögen", "Fleiß" und "Willen" vergeben werden, gewaltig. Dadurch wird es nicht erfreulicher, dass sich Frauen mehr anstrengen müssen. Möglichkeiten und Chancen sollten fair verteilt werden. "Vorzeigekarrieren" bei Preisverleihungen helfen da genauso wenig weiter wie die für solche Veranstaltungen gern entstaubte neoliberale Floskel "jede/jeder kann es schaffen, wenn sie/er nur will". (beaha)