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Präsident Karzai hat angekündigt, das Ehegesetz auf Verfassungskonformität prüfen zu lassen, der Geistliche Mohseni (Bild) dagegen hält das Gesetz für "unabänderlich", da es bereits von beiden Kammern im Parlament beschlossen und von Karzai unterschrieben worden ist.

Foto: REUTERS/Omar Sobhani

Kabul/Wien - Ein hoher schiitischer Geistlicher hat das umstrittene afghanische Ehegesetz, das Frauen zu regelmäßigem Sex in der Ehe verpflichtet, für unabänderlich erklärt. Das Ehegesetz sei beschlossen und nicht mehr abzuändern, sagte Mohammed Asif Mohseni am Samstag vor JournalistInnen in Kabul, wie "Spiegel Online" berichtete.

"Kritik aus dem Ausland unzulässig"

Als vergangene Woche das neue afghanische Ehegesetz bekannt wurde, war die international Empörung groß. Das Gesetz, kritisierten westliche PolitikerInnen und FrauenrechtlerInnen, sei nichts anderes als die Legalisierung von Vergewaltigung in der Ehe. Der internationale Druck wurde so groß, dass die afghanische Regierung von Präsident Hamid Karzai das Gesetz zunächst auf Eis legte.

Die Kritik aus dem Ausland sei eine unzulässige Einmischung und lasse den Respekt für die afghanische Demokratie vermissen. "Wenn die Frau nicht krank ist und kein anderes Problem vorliegt, dann ist es das Recht des Mannes, Sex zu verlangen", meint Mohseni. Nach dem Gesetz sind Frauen verpflichtet, mindestens alle vier Tage mit ihrem Mann zu schlafen. Männer dürfen der Vorlage zufolge außerdem ihren Ehefrauen bestimmte Tätigkeiten verbieten oder sie am Verlassen des Hauses hindern. "Das Gesetz der Scharia besagt, dass eine Frau das Haus nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes verlassen darf", sagte Mohseni, der an der Vorbereitung des Textes maßgeblich beteiligt war.

Familienernährer verdient Sex

Karzai hatte letzte Woche zugesagt, das Gesetz nochmals auf seine Verfassungskonformität prüfen zu lassen. Mohseni erklärte jedoch, die Vorschrift könne nicht mehr geändert werden, da sie von beiden Kammern des Parlaments beschlossen und von Karzai unterzeichnet worden sei.

Schließlich komme der Mann in der Regel für das Auskommen der Familie auf, erklärte Mohseni. Deshalb habe er Anspruch auf regelmäßigen Geschlechtsverkehr: "Können wir für diese ganzen Ausgaben einem Ehemann nicht mindestens das Recht geben, nach vier Nächten von seiner Frau Sex zu verlangen?"

Das Gesetz soll das Familienleben der schiitischen Gemeinschaft regeln, die etwa 10 bis 20 Prozent der 30 Millionen AfghanInnen umfasst. Prominente sunnitische Geistliche aber haben bereits signalisiert, dass sie die Regelung übernehmen könnten - damit wäre sie für nahezu alle AfghanInnen gültig. (APA)