Amman - In Jordanien hat ein Mann seine schwangere Schwester getötet, weil diese sich nach seinem Empfinden "unmoralisch" verhalten haben soll. Der Mann habe den "Ehrenmord" selbst bei der Polizei gestanden, hieß es am Samstag aus Justizkreisen in Amman.

Er habe seiner 28-jährigen Schwester mit einem Messer ins Gesicht, in den Bauch und in den Rücken gestochen. Um sicher zu gehen, dass seine Schwester tot ist, habe er ihr letztlich die Kehle durchgeschnitten. Was der Täter der im fünften Monat schwangeren und verheirateten Frau vorwarf, blieb zunächst unklar. Er gab vor der Polizei in Tafileh im Süden des Landes nur an, seine Schwester wegen "unmoralischen Verhaltens" getötet zu haben. 

Drei Monate Haft für Mord an Schwester

In Jordanien werden jedes Jahr offiziell zwischen 15 und 20 "Ehrenmorde" registriert. Ungeachtet von Forderungen von Menschenrechtsgruppen hat es das Parlament bereits zweimal abgelehnt, die Strafen für dieses Verbrechen zu verschärfen. Im Vorjahr musste ein Jordanier, der seine Schwester erschossen hatte, nur für drei Monate hinter Gitter. Bei seiner Festnahme hatte der 30 Jahre alte Mechaniker angegeben, er habe die verheiratete Schwester getötet, "weil sie die Familienehre beschmutzt hat". 2007 war in Jordanien ein 30 Jahre alter ägyptischer Bauarbeiter zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, der seine drei Jahre jüngere Frau erdrosselt hatte. Die Ehefrau hatte angeblich ein Verhältnis mit einem 17-Jährigen gehabt. 

Wut als Minderungsgrund

Frauenverbände und Menschenrechtsgruppen kämpfen in Jordanien seit Jahren vergeblich gegen die sogenannten Ehrenmorde. Das jordanische Recht erlaubt es den Richtern, den Angeklagten wegen eines "minderen Vergehens" zu verurteilen, wenn er "in einem Moment der Wut" einen Mord begeht. (APA/Ag.)