Die Philosophin Silvia Stoller hat im Rahmen ihres Elise-Richter-Stipendiums im Juni 2008 ihre Habilitationsschrift zum Thema "Existenz – Differenz – Konstruktion. Phänomenologien der Geschlechtlichkeit" fertig gestellt. Im Juni 2009 fand ihr Habilkolloquium statt und im Herbst 2009 verlässt die frisch habilitierte Wissenschafterin das Institut für Philosophie der Universität Wien in Richtung USA. Dort wird Silvia Stoller an der University of Oregon am Department of Philosophy die Stelle einer "Adjunct Associate Professur" antreten.
Fragen nach der geschlechtlichen Existenz
In ihrer Habilitationsschrift verband Stoller ihre beiden Forschungsschwerpunkte - Phänomenologie und Genderforschung -, und damit zentrale Fragen zur geschlechtlichen Existenz, der Geschlechterdifferenz und der Geschlechterkonstruktion. Die ausgeschriebene Stelle an University of Oregon war auf Silvia Stoller perfekt zugeschnitten: Gesucht wurde jemand mit den Schwerpunkten Continental Philosophy (Phänomenologie) und Feminist Ethics.
Der Ansatz der Phänomenologie zieht sich wie ein roter Faden durch die wissenschaftliche Karriere von Stoller, die auch Gründerin und langjährige Leiterin der Wiener "Gruppe Phänomenologie" ist. "In der französischen Phänomenologie ist der Aspekt der leiblichen Existenz zentral. Wir haben einen Körper, der an der Erschließung der Welt beteiligt ist. Somit wird der Leib nicht als Gegensatz zum Geist gesehen, sondern dem Leib selbst wohnt Vernunft inne", so Stoller über den für Außenstehende schwierig zu erfassenden Komplex der Phänomenologie.
Seminare für Graduate Students und Lesekreise
Das Bewerbungsverfahren an der US-amerikanischen Universität wurde mittels Telefonaten und einer Videokonferenz abgewickelt. Silvia Stoller hat im Vorfeld Vorschläge für verschiedene Lehrveranstaltungen erarbeitet und einige davon im Interview vorgestellt. In der Videokonferenz erläuterte sie ihre Methoden in der Lehre sowie mögliche Themen für Lesekreise. "An der University of Oregon wird von ProfessorInnen erwartet, dass sie außerhalb des 'normalen' Lehrbetriebs wissenschaftlichen Kontakt zu Studierenden unterhalten und Lesekreise für Graduates anbieten", erklärt Stoller: "Mir kommt das sehr entgegen, da ich unterrichten einfach liebe. Besonders in hoch qualifizierten kleinen Gruppen ist das sehr spannend."
Ab September 2009 wird Stoller also an der 1876 gegründeten Universität Seminare für Graduate Students, also fortgeschrittene StudentInnen, halten: "Ich freue mich riesig über diese Stelle. Es ist eine große Auszeichnung an dieser Universität arbeiten zu können." (red)