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Die Flatrate-Angebote mehrer Bordelle bei Stuttgart haben Politik und Bürgerinitiativen auf den Plan gerufen.

Foto: AP/Franka Bruns

Stuttgart - Mehrere hundert Polizisten und zehn Staatsanwälte haben am Sonntag vier "Flatrate-Bordelle" bei Stuttgart durchsucht, die mit bezahltem Sex zum Fixpreis werben. Gegen die 25-jährige Betreiberin eines Etablissements und ein weiteres 25 Jahre altes Mitglied der Geschäftsführung sind am Sonntag Haftbefehle vollstreckt worden. Im Vorfeld wurde in deutschen Medien über die entwürdigenden Arbeitsbedingungen von Frauen in Flatrate-Bordellen diskutiert.

Unterschiedliche Vorwürfe gegen Bordelle

Es bestehe der Verdacht, dass die Bordellbetreiberin ausländische Prostituierte ohne Genehmigung beschäftigt und Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen hätten, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Sonntag nach den Verhaftungen. In Fellbach wurde das Bordell geschlossen, weil unter anderem Massagebänke und andere Liegemöbel stark verunreinigt gewesen seien. Dort wurden 176 Männer und 89 Prostituierte kontrolliert. In einem Fall habe es einen konkreten Hinweis auf Zwangsprostitution gegeben. In Heidelberg wurden 37 Männer und 27 Prostituierte von der Polizei angetroffen. Das Haus wurde ebenfalls vorläufig dicht gemacht.

Politik gegen "Flatrate" in Bordellen

Zuvor hatte der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll "Flatrate-Bordelle" scharf kritisiert. "Wenn man deren Werbung ernst nimmt, ist von einem Verstoß gegen die Menschenwürde der dort arbeitenden Prostituierten auszugehen", sagte er dem "Spiegel". Aus seiner Sicht sei das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in den Bordellen in Heidelberg und Fellbach verletzt - damit liege auch "eine Störung der öffentlichen Sicherheit vor". Damit seien Polizei und Ordnungsbehörden zum Einschreiten berechtigt. Dem "Spiegel"-Bericht zufolge werben die beiden Häuser mit dem Slogan: "Sex mit allen Frauen, so lange Du willst, so oft Du willst und wie Du willst".

SexarbeiterInnen kritisieren "moralische Kampagne"

Widerspruch an dieser Sicht kam allerdings von SexarbeiterInnen-Organisationen. In der Frankfurter Rundschau bezeichnete Rosina Juanita Henning, Vorsitzende des Frankfurter Vereins Dona Carmen e.V., die Diskussion als eine "moralische Kampagne" aus Teilen der katholischen Kirche, einer Bürgerinitiative und verschiedenen Frauenorganisationen. Wahres Ziel der Kampagne sei es, die Bordelle zu schließen, so Henning. Sie verteidigte die Arbeitsbedingungen der Frauen damit, dass sie ein fixes Gehalt pro Tag erhalten würden. Von den meist zweimonatigen Werkverträgen könnten die Frauen in ihren Heimatländern wie z.B. Rumänien zehn Monate leben. (APA/red)