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Lubna Hussein posiert vor dem Khartumer Café, in dem sie und 12 weitere Frauen wegen Hosen-Tragens verhaftet wurde.

Foto: REUTERS/Mohamed Nureldin Abdallh

Khartum - Dutzende von Frauen haben am Dienstag in der sudanesischen Hauptstadt Khartum gegen die islamische Kleiderordnung demonstriert. Sie versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude, in dem sich eine Journalistin verantworten muss, weil sie in der Öffentlichkeit eine Hose getragen hat. Einige der Demonstrantinnen trugen ebenfalls Hosen und bekundeten so ihre Solidarität mit der Journalistin und UN-Mitarbeiterin Lubna Hussein. Diese muss wegen Verstoßes gegen die islamischen Gesetze mit einer Strafe von 40 Peitschenhieben rechnen.

Polizisten mit Schilden und Schlagstöcken versuchten, die Menge aufzulösen. Ein Zeuge sagte, ein Polizist habe Platzpatronen in die Luft abgefeuert.

Hintergrund

Lubna Hussein gehörte zu einer Gruppe von 13 Frauen, die am 3. Juli bei einer Razzia der Ordnungspolizei in einem Café verhaftet wurden. Zehn von ihnen wurden zwei Tage danach auf einer Polizeiwache ausgepeitscht. Hussein und zwei weitere Frauen entschieden sich aber, vor Gericht zu gehen. Vor Journalisten sagte Hussein, sie erwarte ein schnelles Urteil, gegen das vermutlich keine Berufung zugelassen werde. Sie sei "bereit für alles, was kommen mag". Sie habe "absolut keine Angst", notfalls wäre sie bereit, "nicht 40, sondern 40.000 Peitschenhiebe" über sich ergehen zu lassen. Durch das Interesse der Öffentlichkeit sei ihr Kampf schon halb gewonnen. Zehntausende Frauen und junge Mädchen seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten wegen ihrer Kleidung ausgepeitscht worden, aus Angst vor einem Skandal habe sich aber bis jetzt keine von ihnen getraut, dagegen vorzugehen.

Frauengruppen kritisierten, dass die Gesetzgebung keine konkrete Definition von unzüchtiger Kleidung enthalte. Es liege in der Willkür jedes Polizisten, das zu beurteilen und Frauen festzunehmen.

Verfahren auf September vertagt

Die frühere Journalistin Hussein sagte nach der Anhörung, der Prozess sei auf den 7. September vertagt worden. Als Begründung sei angegeben worden, dass überprüft werden müsse, ob sie wegen ihrer Beschäftigung bei den Vereinten Nationen Immunität genieße. Dies sei aber wohl nur ein Vorwand, da sie bereits bei den UN ausgeschieden sei.

Haftbefehl gegen Staatschef

Gegen den sudanesische Staatschef Omar Hassan al-Bashir hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH/ICC) im März Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo hatte die Staatengemeinschaft zur Geschlossenheit aufgerufen, um den internationalen Haftbefehl durchzusetzen. "Bashir vernichtet seit über sechs Jahren ein ganzes Volk durch Hunger und Vergewaltigungen. 2,5 Millionen Menschen sterben in Darfur einen langsamen Tod. Davor die Augen zu verschließen, würde die Probleme nicht lösen", hatte Moreno-Ocampo erklärt. In der Darfur-Region sind seit 2003 nach UNO-Schätzungen etwa 300.000 Menschen gewaltsam umgekommen. Dort terrorisieren vor allem regimetreue arabische Janjaweed-Reitermilizen die ansässige Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete in das Nachbarland Tschad. Im Weltsicherheitsrat in New York verhinderte die Vetomacht China eine Verurteilung des Regimes in Khartum. Die Afrikanische Union und die Arabische Liga stärkten Bashir den Rücken. (APA/AP/AFP/Reuters)