Bojana Pejic hat die Ausstellung Gender Check kuratiert. Sie wurde 1948 in Belgrad geboren, wo sie an der Universität Ausstellungen internationaler und jugoslawischer Kunst organisierte. Unter anderem veranstaltete sie das internationale Symposium "The Body in Communism" in Berlin und sie war Chefkuratorin der Ausstellung "After the Wall - Art and Culture in Post-Communist Europe".

Foto: © Goranka Matic

Frauen, glücklich bei der Arbeit. Im sozialistischen Realismus lebt die Utopie der geschlechtslosen Gesellschaft fort: Frauen und Männer gleichberechtigt nebeneinander bei der Arbeit, die für Frauen allerdings daheim noch weiterging.

Michails Korneckis (Lettland), "Mädchen, packen wir es an", 1959

Foto: © Normundus Braslins

Wojciech Fangor (Polen) positionierte ein ArbeiterInnenpaar direkt neben einem Prototypen einer "West-Frau", die ein Kleid mit Aufdrucken wie etwa "Coca Cola" trägt.

Wojciech Fangors, "Figuren", 1950

Foto: © Wojciech Fangor

Und nochmal einige "Heldinnen der Arbeit" - wie ein Abschnitt der Ausstellung betitelt wurde - unter den insgesamt 400 Werken.

Galina Petrova (Litauen), "Frauen, Fische waschend", 1969 

Foto: © Galina Petrova

200 KünstlerInnen versammelt die Schau und fasst die Arbeiten nicht nach Ländern, sondern nach Ideen, Tendenzen und Motiven zusammen.

Das Thema des Ideals des Androgynen im sozialistischen Realismus taucht hier ironisiert in Petra Varls (Slovenien) Wandmalerei "Zvezda und Odeon" auf.

Foto:© Petra Varl

Mit zahmer Schönheitspflege beginnt Marina Abramovics (Serbien) Darstellung des Imperativs "Kunst muss schön sein, der Künstler muss schön sein" in der gleichnamigen Videoperformance aus dem Jahr 1975.

Foto:© Marina Abramovic

Die Kunstformen zwischen Malerei, Fotografie, Videoarbeiten und Skulpturen sind so vielfältig, wie die KünstlerInnen aus ihren 24 Herkunftsländern.

Sanja Ivekovic (Kroatien), "Persönliche Schnitte" aus dem Jahr 1982.

Foto: © Sanja Ivekovic

Im Spektrum der Männlichkeit häuften sich erst nach 1989  homosexuelle Referenzen. Hier aber schon eine aus dem Jahr 1988: Andris Grinbergs / Andrejs Grants (Lettland), "Modelle und andere"

Foto: © Andris Grinbergs

Die Blondine auf dem Gender Check-Ausstellungsplakat des MUMOK heißt nicht Marilyn sondern Vladislav Mamyshev-Monroe, seines Zeichens langjähriger Marilyn-Imitator und russischer Künstler.

Vladislav Mamyshev-Monroe (Russland), "Monroe", 1996

Foto: © Vladislav Mamyshev-Monroe

Das Ideal des Frauseins in manch post-kommunistischer Ideologie findet sich in althergebrachten Posen des Mütterlichen wieder, die hier mit einem Comichelden-Outfit des Westens konterkariert werden.

Elbieta Jablonska (Polen), "Super-Mutter", 2002

Foto: © Elbieta Jablonska

In dem thematischen Abschnitt "Kaptital und Gender" beschäftigen sich die Arbeiten mit einem Frauenbild, das zugleich mit der Demokratie importiert wurde: Die Hure. Die Arbeiten zu diesem Thema....

Imre Gabor (Ungarn), "Sie ist seit 1992 meine Frau gewesen (Um zu lieben, zu ficken, zu sterben)", 2002

Foto:© Imre Gabor

... setzen sich kritisch mit Sexarbeit, Menschenhandel und Pornographie auseinander.

Eva Filova beispielsweise (Slowakei) mit ihrer Arbeit "Ohne Unterschied" aus dem Jahr 2001, bestehend aus drei Milch Tetrapackungen.

Foto: © Tomáš Blonski

"Nach einem Ehemann mit EU-Pass" suchte Tanja Ostojic. Sie machte sich mit ihrem Kunstprojekt zwischen 2000-2005 auf die Suche nach einem Mann, der ihr einen Aufenthalt im Westen und die damit verbundenen Vorteile verschaffen sollte. So verknüpfte die Künstlerin ihre eigene Lebensrealität mit ihrer künstlerischen Arbeit und kritisierte so die EU vor allem in Bezug auf die Integration von Süd- und OsteuropäerInnen, die speziell für Frauen überwiegend nur über die Heirat möglich ist.

Tanja Ostojic (Serbien), "Suche nach einem Mann mit EU Pass",  2000-2005

Foto: © Tanja Ostojic

Im Abschnitt über "Paare, Beziehungen, Liebe" werden die homo- und heterosexuellen Beziehungen zwischen den ProtagonistInnen der Kunstszene thematisiert. In diesen Darstellungen werden neben romantischen Sichtweisen auch die Kehrseiten zwischenmenschlicher Beziehungen innerhalb patriarachler Strukturen gezeigt.

Rovena Agolli (Albanien), "In all meinen Träumen ist es niemals so wie es scheint", 2002 (red)

Info
"Gender Check. Femininity and Masculinity in the Art of Eastern Europe", 13. November bis 14. Februar, Mo-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr

Link
Mumok

Foto: © Rovena Agolli