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Dass zahlreiche linksgerichtete Frauen für die Schweizer Minarett-Initiative gestimmt haben, kommentiert Schwarzer damit, dass sich "alle Frauen" von "diesen selbstgerechten, fanatischen Islamisten bedroht fühlen" müssen.

Foto: APA/AP/Eckehard Schulz

Zürich/Wien - Anlässlich der Schweizer Abstimmung über das Verbot von Minaretten hat die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer beklagt, dass die etablierten Parteien "das berechtigte Unbehagen der Menschen über die fortschreitende Islamisierung ignorieren". In einem Gespräch mit dem Zürcher "Tages-Anzeiger" (Internetausgabe) bezog Schwarzer vor allem gegen die Ganzkörperverhüllung muslimischer Frauen Stellung. "Das Verbot der Burka in unseren Ländern finde ich selbstverständlich, es ist schon tragisch genug, dass die Frauen in den islamistischen Ländern sie tragen müssen."

"Politisierter Islam agiert offensiv"

Zum Referendum vom Sonntag sagte Schwarzer, dass sie persönlich ein Verbot von Minaretten zwar "heikel" finde, eine Debatte über deren (politische) Funktion sei aber richtig. Auch gehe sie davon aus, dass die Stimmung in Deutschland jener in der Schweiz ähnle. "Der politisierte Islam unterscheidet nicht zwischen Staat und Religion, er entrechtet nicht nur die Frauen und agitiert offensiv. Das ist auch und vor allem für die Mehrheit der MuslimInnen ein Problem", betonte die Gründerin der Frauenzeitschrift "Emma" in dem "Tagi"-Interview.

"Kritische Debatte tabuisiert"

Doch wie in der Schweiz sei auch in Deutschland "eine kritische Debatte über diese Entwicklung leider weitgehend tabuisiert. Was sich rächt, wie wir sehen. Denn dann schlägt die Stunde der Populisten", sagte sie mit Blick auf die von der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) getragene Anti-Minarett-Initiative. 

"Islamisten unter uns"

Nach Erkenntnissen von PolitikwissenschaftlerInnen haben auch zahlreiche linksgerichtete Frauen für die Minarett-Initiative gestimmt. Schwarzer sagte dazu, dass sich "alle Frauen" von "diesen selbstgerechten, fanatischen Islamisten bedroht fühlen" müssen. Diese seien nicht nur in Afghanistan und dem Iran, sondern "manchmal auch mitten unter uns".

"Bleidigt nur Fanatiker"

Dem Einwand, dass sich viele gut integrierte Schweizer MuslimInnen durch das Minarett-Verbot zurückgesetzt oder beleidigt fühlen, kann Schwarzer nicht viel abgewinnen. "Sie werden eher erleichtert sein", sagte sie. "Das Beleidigtsein scheint eher Angelegenheit der Fanatiker zu sein. Und die Angst davor ist vor allem eine Sorge der Wirtschaft, weil das die guten Geschäfte mit den islamischen Unrechtsstaaten belastet." (APA)