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Resumée ziehen und dann saufen, was das Zeug hält, um zu vergessen...

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Pro+++

Wieder ein Jahr vorbei, wie im Fluge ist es vergangen. Und weil es immer so schnell geht, ist es durchaus sinnvoll, Resümée zu ziehen und zu schauen, was sich von den letzten Silvester-Vorsätzen in Luft aufgelöst hat, was sich von einem Problem zu einem "ist doch völlig wurscht" gemausert hat oder was eine noch immer wurmt. Gestärkt – oder geschwächt – durch diesen Blick zurück, der in Sachen "wichtig" und "unwichtig" wieder neue Schärfe aufweist, können nun neue Vorsätze gefasst werden. Egal ob langweiliges "mehr Sport treiben, gesund essen" oder utopisches "die Welt retten und das Patriarchat abschaffen".

Wie sonst würde frau die harten Wochen im Jänner und Februar überstehen, wenn nicht mit ein paar Psycho-Tricks, die uns erst mal bei der Stange halten und Laune durch die Voraussicht auf einige Verbesserungen machen. Und weil Vorsätze ohnehin nicht umgesetzt werden, sondern nur die Eigenschaft haben, im Kopf herum zu spuken, bietet sich eine große, laute, alkoholreiche Silvestersause an, bei der es mit etwas Glück genau jene Gehirnzellen erwischt, in denen sich die alten, überholten Vorsätze abgelagert haben. (mag)

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---Contra

Kann mir eine/r erklären, warum der Jahreswechsel einem gesellschaftlichen Psychodrama gleicht? Alkoholexzesse und ohrenbetäubende Knallereien, je mehr und je lauter und teurer, umso wirksamer? Was soll denn da eigentlich weggesoffen und weggeballert werden? Handelt es sich bei Silvester um ein internationales, ja mehr noch globales, Verdrängungsevent?! Ist es das immer wieder kehrende Ende, das uns - oder den meisten - Angst macht und der neue, bereits kommende Anfang nicht viel tröstlicher wirkt als das Vergangene? Weil wir - oder die meisten - wissen, dass in jedem Anfang wieder ein Ende steckt, das uns das Scheitern wieder und wieder, Jahr für Jahr vor Augen führt.

Da nützen uns auch die - ebenso wieder und wieder, Jahr für Jahr - gefassten Vorsätze, es diesmal besser oder wenigstens anders zu machen, nicht, weil wir wissen - oder zumindest einige - dass es sich um Täuschungen handelt. Also Augen zu und ex, runter mit dem Fusel, damit wir so schnell wie nur möglich vergessen, erneut mit dem Scheitern zu beginnen, wo wir doch gerade erst damit aufhören wollten.

So verständlich das allgemeine Besäufnis daher zu sein scheint, so unangenehm gebärdet sich für manche von uns Teil zwei des mehrheitlichen Rituals. Schon am frühen Nachmittag beginnt das Gekrache, Geknalle, Gegröhle, das von Stunde zu Stunde zu einem unerträglichen Lärmpegel anschwillt. Da gibt es kein Entkommen, da nützen auch die Schallschutzfenster und die Ohropax nichts, da müsste frau/man total taub sein. Silvester heißt, dem Getose ausgeliefert zu sein. Darum ist der letzte Tag im Jahr das wirklich Allerletzte! (dabu)