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Meist stehen starke Frauen im Mittelpunkt von Mary Higgins Clarks Kriminalgeschichten.

Foto: AP/Stuart Ramson

New York - "Ich will das meiste der Fantasie meiner Leser überlassen", beschreibt die Autorin ihren Bestseller-Schlachtplan. "Die grausamen Details eines Mordes muss ich nicht in allen Einzelheiten beschreiben. Das ist völlig überflüssig und nicht mein Stil."

Mit dieser Methode hat sich die US-Amerikanerin in den vergangenen Jahrzehnten den Titel "Königin der Spannung" erschrieben. Ihre Krimis wie "Warte bis du schläfst", "Schrei in der Nacht" oder "Sieh dich nicht um" haben sich millionenfach verkauft und sind zum Teil bereits verfilmt worden. Sie selber soll pro neuem Buch zweistellige Millionenbeträge bekommen. Am 24. Dezember wurde Clark 80 Jahre alt und ist noch mitten drin im "Business", wie sie es nennt.

"Wenn sich meine Krimis nicht mehr verkaufen, schreibe ich andere Romane", kündigte Clark - für ihr zwinkerndes Auge in Interviews bekannt - vor einiger Zeit an. "Dann lasse ich mir ein schönes Pseudonym einfallen und schicke meine neuen Manuskripte unter einem anderen Namen an die Verlage und starte eine neue Karriere." Neu angefangen hat sie in ihrem Leben ja schließlich schon öfter. Ihre Memoiren, in denen sie von den Höhen und Tiefen ihrer Karriere und ihres Privatlebens berichtet, waren denn auch einer ihrer mehr als 20 Bestseller.

Ausbildung zur Sekretärin

Als eines von drei Kindern eines irischen Pub-Besitzers wuchs Clark in der New Yorker Bronx auf. Ihr Vater starb, als sie elf Jahre alt war. Um die Mutter finanziell unterstützen zu können, machte sie eine Ausbildung zur Sekretärin. Bevor sie heiratete, jettete sie 1949 ein Jahr lang als Stewardess um die Welt - eine "glamouröse Zeit", wie sie sich erinnert. Danach heiratete sie ihren Nachbarn Warren Clark. Die beiden hatten fünf Kinder, als 1964 sowohl Warren als auch dessen Mutter an einem einzigen Tag starben. Clark hatte zuvor immer mal wieder eine Kurzgeschichte verkauft, doch jetzt wurde das Schreiben überlebenswichtig.

Die junge Witwe schrieb jeden Morgen von fünf bis sieben Uhr - danach begann der Tag als Mutter. Ihr erstes Buch über das Leben George Washingtons floppte. Doch 1974 schaffte sie mit "Wintersturm", ihrem ersten Krimi, den Durchbruch. Bis heute ist so gut wie jeder neue "Higgins Clark" ein Bestseller-Garant. Mittlerweile ist Clark auch wieder verheiratet, hat mehrere Häuser und 16 Enkelkinder.

Frauen im Mittelpunkt

Meist stehen starke Frauen im Mittelpunkt von Clarks Kriminalgeschichten. Und so gut wie immer basieren sie auf einem der Hunderten Zeitungsschnipsel über reale Mordfälle, die sie in ihrer Schublade sammelt. Aber warum faszinieren ihre Geschichten Millionen LeserInnen, und zwar in den unterschiedlichsten Ländern? Weil Krimis universell sind und zur Menschheitsgeschichte von Anfang an dazugehören, meint die Fachfrau.

"Die Geschichte des Thrillers ist sehr alt", erklärte Clark einmal in einem Zeitungsinterview. "Adam und Eva sorgten für den ersten Krimi. Eva überredete Adam zum Apfeldiebstahl. Sie hatten zwei Kinder, Kain und Abel, von denen einer den anderen umbrachte. So fing also alles schon im Garten Eden an." (APA)