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"Wohnen ist ein Menschenrecht", so Elvira Loibl, Leiterin und Mitbegründerin des FrauenWohnZentrums in Wien.

Foto: AP /Francois Mori

Kurz vor Weihnachten 2005 wurde das FrauenWohnZentrum in der Springergasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk auf Initiative einer Gruppe von Sozialarbeiterinnen eröffnet. Insgesamt 32 Wohnplätze stehen in dem vierstöckigen Haus Frauen zur Verfügung, die entweder schon wohnungslos sind oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Das Haus ist in drei Bereiche unterteilt, es gibt einen Wohnbereich, ein Tageszentrum und einen Notquartiersbereich. Unterkunft finden in der Springergasse in erster Linie jene Frauen, die von anderen Einrichtungen nicht aufgenommen werden können: Frauen mit psychischen Problemen und/oder Suchterkrankungen, aber auch Frauen, die ihr Haustier dabei haben. "Wir wollen möglichst niederschwellig bleiben und wir akzeptieren auch, wenn sich Frauen mit psychischen Problemen nicht behandeln oder beraten lassen wollen. Es ist zwar sehr arbeitsaufwendig, aber wir überlegen uns dann eine Lösung, dass die betreffende Frau bleiben kann, denn wohnen ist ein Menschenrecht", so Elvira Loibl, Leiterin und Mitbegründerin des FrauenWohnZentrums, im Gespräch mit dieStandard.at. Eine Regel ohne Ausnahme gibt ist allerdings: Keine Gewalt. Die wird weder gegen Mitarbeiterinnen noch untereinander akzeptiert.

Unsichtbare Obdachlosigkeit

Laut einem Arbeitspapier der Grundlagenabteilung der Caritas Wien vom Oktober 2008 unterscheidet sich der Umgang mit Wohnungslosigkeit zwischen Frauen und Männer dahingehend, dass Frauen eher in Zweckgemeinschaften bleiben, die sie schädigen, was zur Folge hat, dass Wohnungslosigkeit bei Frauen in der Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar bleibt. "Die Obdachlosigkeit bei Frauen ist versteckter. Man muss nur darauf achten, wie Obdachlosigkeit in den Medien dargestellt wird, das sind immer Männer mit Bart, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten. Frauen können nicht am Westbahnhof rumstehen", sie folgen eher dem, was ihnen zugeschrieben wird und bleiben in den Wohnungen des Partners, 'halten durch', wie die Diplomsozialarbeiterin Loibl die Lage vieler wohnungsloser Frauen beschreibt. 

Brechen sie dennoch aus Zweckgemeinschaften aus, kann die Diskriminierung in gemischtgeschlechtlichen Einrichtungen für die Frauen ein Problem werden. "Die Atmosphäre in solchen Einrichtungen ist männlich geprägt. Dazu kommt, dass viele Frauen eine Geschichte mit Gewalterfahrungen hinter sich haben. Daher ist es wichtig, dass diese Frauen aus bestimmten Beziehungsdynamiken raus kommen und nicht wieder beim Wohnen unmittelbar damit konfrontiert sind", erklärt Loibl, "daher ist es besonders wichtig, den Bedarf an Frauenwohnplätzen sichtbar zu machen und frauenspezifische Einrichtungen zu schaffen."

Bedarf

Zahlen über Obdachlosigkeit geben immer nur darüber Auskunft, wie viele sich an soziale Einrichtungen wenden, all jene, die diese nicht nützen, fallen somit aus den Statistiken raus. Auf die Frage, was sich in den letzten Jahren seit Bestehen des FrauenWohnZentrums verändert habe meinte Loibl, dass zwar mehr Frauen die Einrichtung in Anspruch nehmen, man könne daraus aber nicht einfach den Schluss ziehen, dass die Zahl obdachloser Menschen steigt. "Ich bin seit 25 Jahren in diesem Bereich tätig, sicher gibt es inzwischen mehr Obdachlose. Aber wenn eine Einrichtung mehr in Anspruch genommen wird, dann bedeutet das auch, dass sie gut arbeitet und die Leute auch die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Wenn mehr Leute die Einrichtungen nützen, dann brauchen wir aber natürlich auch mehr Platz." (beaha, dieStandard.at, 24.12.2009)