Nairobi - Aus Protest gegen die Zwangsbeschneidung seiner zwölfjährigen Tochter hat sich ein 55 Jahre alter kenianischer Familienvater selbst getötet. Die Zeitung "Daily Nation" berichtete am Mittwoch, die Dorfältesten hätten den grausamen Ritus angeordnet, obwohl der Vater weibliche Genitalverstümmelung (FGM) abgelehnt hatte. Er hatte die Zwölfjährige zu Verwandten geschickt, damit sie zum Zeitpunkt der jährlichen Beschneidungszeremonie nicht zu Hause war.

"Niemand hatte einen Verdacht, als er ein Seil nahm und in Richtung Viehgehege ging", sagte der Bruder des Mannes dem Blatt. Der Familienvater hatte der Dorfgemeinschaft mit einer "Lektion" gedroht, sollte eines seiner Kinder gegen seinen Willen beschnitten werden.

Alternativ-Initiationsriten oft nicht akzeptiert

Der siebenfache Vater gehörte zur Volksgruppe der Massai, bei denen die Beschneidung zehn- bis 13-jähriger Mädchen den Übergang in die Welt der Frauen markiert. Jedes Jahr fliehen Hunderte Mädchen in Kirchen und Schulen, um dem Ritual zu entkommen. In den vergangenen Jahren haben Menschenrechtsgruppen zusammen mit Stammesgemeinschaften Alternativriten erarbeitet, um den Mädchen die gefährliche und schmerzhafte Genitalverstümmelung zu ersparen.

Doch nach wie vor bestehen viele Eltern und Stammesälteste auf der Einhaltung der Tradition, bei der den Mädchen Schamlippen und Klitoris mit Rasierklingen oder Messern entfernt werden. (APA/Ag.)