Paris - Ein französischer Imam ist bedroht worden, weil er sich gegen die Vollverschleierung muslimischer Frauen und für einen Dialog mit den Juden ausgesprochen hat. Rund 80 Menschen seien am Montagabend gewaltsam in die Moschee des Vorortes Drancy eingedrungen, wo sie Drohungen und Flüche gegen den Vorbeter ausgestoßen hätten, berichte ein Berater der französischen Imam-Konferenz am Dienstag. "Sie wünschen meinen Tod", sagte der betroffene Imam Hassen Chalghoumi dem Radiosender Orient. "Jemand könnte mich um die Ecke bringen."

Die Eindringlinge hätten Chalghoumi als "Ungläubigen" beschimpft, sagte der Vertreter der Imam-Konferenz, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir werden den Fall dieses Imams der Juden erledigen", hätten sie gerufen, nachdem sie sich vor 200 anwesenden Gläubigen der Mikrofone im Gebetsraum bemächtigt hätten. Chalghoumi ist der Vorsitzende der Imam-Konferenz. Diese spricht sich für "interreligiösen Dialog und die Förderung eines offenen Islams" aus.

Chalghoumi hatte jüngst ein Gesetz zum Verbot der Vollverschleierung muslimischer Frauen befürwortet und die Burka als "Gefängnis für Frauen" bezeichnet. 

Angriffe wegen Dialog mit Judentum

Chalghoumi war wegen seines Zugehens auf die jüdische Gemeinde in Frankreich schon früher Ziel von Angriffen. Einige MuslimInnen hätten Chalghoumi bis heute auch nicht verziehen, dass er in seiner Moschee den Präsidenten des französischen Zentralrates der Juden empfangen habe, sagte der Berater der Imam-Konferenz. Im Jänner 2009 war Chalghoumis Auto von Unbekannten beschädigt worden. Er gab damals an, Drohungen erhalten zu haben. 2006 war auch seine Wohnung verwüstet worden, nachdem er die MuslimInnen aufgerufen hatte, Respekt gegenüber dem Gedenken der Juden an den Holocaust zu zeigen. (APA/AFP)