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Papst Benedikt XVI. macht sich mit seinen jüngsten Äußerungen nicht gerade beliebter.

Foto: APA/Robert Jaeger

London - Papst Benedikt XVI. hat in Großbritannien mit offensichtlicher Kritik an einem Gleichstellungsgesetz Empörung ausgelöst. In einer Ansprache an katholische Bischöfe aus England und Wales hatte der Papst am Montag nahegelegt, dass Teile der britischen Gesetzgebung zur Gleichstellung "gegen das Naturgesetz" verstoßen. Derzeit geht ein Gesetz durch das Parlament, das der Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen am Arbeitsplatz entgegenwirken soll. Katholische Kirchenvertreter befürchteten, dass sie dadurch auch Homosexuellen oder Transsexuellen Zugang zu hohen Ämtern gewähren müssen.

Der Papst sagte am Montag nach Angaben von Radio Vatikan, die Gesetzgebung könnte zu "ungerechten Einschränkungen" für Religionsgemeinschaften führen, nach ihrem Glauben zu handeln. "Euer Land ist bekannt für sein festes Bekenntnis zur Chancengleichheit für alle Mitglieder der Gesellschaft", sagte Benedikt XVI. demnach zu den Bischöfen. Doch Teile der Gesetzgebung, um dies zu erreichen, verletzten "in mancher Hinsicht das Naturgesetz, auf dem die Gleichstellung aller Menschen basiert und nach dem sie garantiert ist". Die katholischen Bischöfe sollten die "moralische Lehre der Kirche" überzeugend verteidigen.

Empörte Stimmen

Der britische Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er am Dienstag. "Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren." Statt das britische Recht zu kritisieren, sollte der Papst sicherstellen, dass die bestehende EU- Rechtsprechung im Vatikan angewandt wird.

Der Menschenrechtsaktivist Peter Tatchell erklärte, die Bemerkung des Papstes sei ein "verschlüsselter Angriff" auf die Rechte von Frauen und Homosexuellen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche will in diesem Jahr - vermutlich Mitte September - nach Großbritannien reisen. Es ist der erste Papst-Besuch auf der Insel seit 1982. Die Gesellschaft zur Förderung der Säkularisierung, The National Secular Society (NSS), kündigte eine Kampagne gegen den Besuch an. "Der Steuerzahler wird wegen des Papst-Besuchs eine Rechnung von 20 Millionen Pfund bezahlen müssen. Ein Besuch, zu dem er bereits angedeutet hat, Gleichstellungsrechte anzugreifen und somit Diskriminierung zu fördern", sagte NSS-Präsident Terry Sanderson. (APA)