Wien - In Österreich gilt die weibliche Genitalverstümmelung als schwere Körperverletzung und wird mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Die Zahl der in Österreich lebenden Frauen und Mädchen, die Opfer solcher brutalen Eingriffe geworden sind, wird zwischen 6000 und 8000 angesetzt - man sei, erklärte die Initiatorin der österreichischen Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung, die SPÖ-Abgeordnete Petra Bayr, allerdings auf Schätzungen angewiesen.

"Viele Eltern glauben, sie tun den Mädchen mit der Verstümmelung etwas Gutes", erklärt Bayr. Der einzige Weg, dieses Denken zu ändern, sei Bewusstseinsbildung: Man müsse den Eltern erklären, dass Genitalverstümmelung weder von der Religion verlangt wird, noch Voraussetzung für einen Ehemann ist. Vielmehr handle es sich um eine Menschenrechtsverletzung, unter der die Mädchen und Frauen ihr Leben lang leiden.

Angesetzt werde bei der Aufklärungsarbeit aber auf unterschiedlichen Ebenen - etwa bei Gesundheitspersonal, in den Migrantengemeinschaften oder bei religiösen Führern. Und auch wenn es keine offiziellen Zahlen gibt, ist Bayr überzeugt, dass die Arbeit auch Früchte trägt: Beratungsangebote würden verstärkt in Angriff genommen. Eltern kämen auch, um sich zu informieren, ob und wie Verstümmelungen zumindest zum Teil rückgängig gemacht werden könnten.

Die Grünen verlangten anlässlich des Jahrestages des vor sieben Jahren proklamierten "International Day of Zero Tolerance to FGM", dass Genitalverstümmelung in Österreich als Asylgrund anerkannt werden solle.

Die FPÖ sprach sich umgehend dagegen aus: Es gelte, die Täter zur Verantwortung ziehen - die Verstümmelung könne schließlich auch in Österreich vorgenommen werden. Zuwanderern aus fremden Kulturkreisen müsse daher nachdrücklich klargemacht werden, dass "ihre tradierten Familienstrukturen" in Europa nicht geduldet würden. (APA, red, DER STANDARD/Printausgabe 6.2./7.2.2010)