Wien - Beim Neujahrsempfang des Bundesheeres in Mautern wurde hochrangigen Militärs jenes Werbevideo gezeigt, das Verteidigungsminister Norbert Darabos später selbst als "sexistisch" bezeichnen sollte und das einmal mehr negative Schlagzeilen für das Heer produzierte: Ein Soldat lädt junge Frauen mit recht eindeutigen Posen zu einer "Spritztour" im Panzer ein. Die Frauen rennen daraufhin prompt Panzer samt Fahrer und Haubitze nach. Generalstabschef Edmund Entacher sah das Video als harmlosen "Pausenfüller".

Eine Konsequenz der Affäre: Die Stabstellen Presse und Öffentlichkeitsarbeit werden zusammengelegt und dem Minister unterstellt. Freilich hatten beide nichts mit dem Video zu tun - die Marketing-Abteilung des Ministeriums war dafür verantwortlich.

Dass sich viele Frauen davon animiert fühlten, eine Karriere beim Heer ins Auge zu fassen, ist zu bezweifeln. Auch ohne Video erscheint der Beruf der Soldatin nicht eben verlockend. Gerade einmal 348, etwas mehr als zwei Prozent der insgesamt knapp 15.000 Berufssoldaten, sind Frauen, darunter 70 Leistungssportlerinnen. 1998, als Minister Werner Fasslabend das Bundesheer für Frauen öffnete, war von "4000 bis 5000 Soldatinnen" die Rede. Davon ist man weit entfernt, was auch an hohen Dropout-Raten und "falschen Vorstellungen über den Beruf" liegen mag, sagt Bataillonskommandant Gerhard Fleischmann. Von Frauenfeindlichkeit will er nichts wissen: Das Heer biete viele Chancen - und zwar allen, die körperlich und mental geeignet seien. Das müsse sich halt erst herumsprechen.

Herumgesprochen haben sich vorerst Beschwerden von Soldatinnen über rüde, teils sexistische Anreden durch ihre Vorgesetzten.

Oder die Affäre um den Leiter der Militärzeitschrift Truppendienst, Jörg Aschenbrenner. Der Oberst, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll zahlreiche Frauen (und auch Männer) aus der Redaktion geekelt haben, etwa laut der Beschwerde eines Mitarbeiters mit den Worten: "Ich will keine Weiber mehr im Sekretariat, nur noch Schwanzträger." Männer, die den Kolleginnen Mut zusprachen, soll er bezichtigt haben, den "Negeraufstand" zu proben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt überdies wegen Verleumdung und gefährlicher Drohung. Aschenbrenner bezeichnete alle Vorwürfe gegen ihn stets als "haltlos". (stui, DER STANDARD/Printausgabe 6.3./7.3.2010)