Der Chef der tschechischen Eisenbahn-Gewerkschaften, Jaromir Dusek, hat am Samstag mit einer diskriminierenden Aussage über Homosexuelle für große Aufregung in Tschechien gesorgt. Laut Dusek würde demnach die Tschechische Bahn (CD) und das Prager Verkehrsministerium "von Homosexuellen beherrscht". Gewerkschafts-Funktionäre sowie Politiker verurteilten die Äußerungen und forderten Dusek zu einer sofortigen Entschuldigung bzw. zum Rücktritt auf.

Dusek sagte in einem Interview gegenüber der Tageszeitung "Lidove noviny", im Verkehrsministerium sowie der CD-Führung gebe es Dutzende von Homosexuellen, namentlich nannte er Verkehrsminister Gustav Slamecka und den CD-Chef Petr Zaluda.

Als erste kritische Reaktionen kamen, wiederholte Dusek seine Aussagen am Montag. Gegenüber der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" sagte er, die Homosexuelle würden bei der Tschechischen Bahn sowie im Verkehrsministerium bevorzugt. Wegen ihnen hätten viele Fachleute aus dem Verkehrsministerium gehen müssen und seien ohne Auswahlverfahren durch Leute ersetzt worden, die nicht über entsprechende Ausbildung verfügten und homosexuell orientiert seien.

Der tschechische Regierungschef Jan Fischer verurteilte Duseks Aussagen indessen scharf. "Das ist die gemeinste und primitivste Form einer Attacke auf die Menschen-Würde", erklärte Fischer am Wochenende. Laut Verkehrsminister Slamecka erinnern die Duseks Aussagen an "Nazi-Rhetorik und haben in einer demokratischen Gesellschaft nichts zu suchen".

Auch die Stellvertreter Duseks distanzierten sich von den Aussagen ihres Chefs und bezeichneten sie als "xenophob" und "skandalös". Am Dienstag soll sich die Führung des Gewerkschaftsbundes mit der Situation befassen. Einer der Programm-Punkte der Tagung solle der Vorschlag zur Abberufung Duseks oder eine Aufforderung zu seinem Rücktritt sein, berichtete "Lidove noviny". Dusek lehnte bis dato jegliche Entschuldigung ab und beschwerte sich über eingegangene SMS-Drohungen. (APA)