Neu Delhi - Die Vorsitzende der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi, hat den ersten Beschluss zur Einführung einer Frauenquote im Parlament begrüßt. Sie sei "froh für alle Frauen des Landes", sagte Gandhi in Fernsehinterviews am Mittwoch. Auch in Zeitungskommentaren wurde das Votum vom Vortag überwiegend gutgeheißen.

Weitere Abstimmungen nötig

186 von 248 Mitglieder des Oberhauses hatten der Neuregelung zugestimmt, nach der ein Drittel der Parlamentssitze Frauen vorbehalten sein sollen. Damit wurde die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit deutlich übertroffen. Allerdings sind noch Abstimmungen im Unterhaus und in den einzelnen Bundesstaaten erforderlich, bevor die Regelung in Kraft treten kann.

"Patriarchat tief verwurzelt"

Alle Beteiligten müssten "großzügig" sein, sagte Gandhi. Eine größere Beteiligung von Frauen an der Macht sei "schließlich ein Traum, eine Vision". Derzeit gibt es im Unterhaus von Neu Delhi nur 59 Frauen bei 545 Mandaten, im Oberhaus sogar nur 21 von 248. Die "Times of India" hob in ihrer Mittwochsausgabe hervor, dass das "Patriarchat" in der indischen Gesellschaft "tief verwurzelt" sei, Frauen seien in der Geschichte "viele soziale, wirtschaftliche und politische Chancen verwehrt" worden. Die Debatte im Oberhaus war wiederholt von Tumulten unterbrochen worden. Der Parlamentspräsident wurde mit Papier beworfen, sieben Abgeordnete wurden des Saales verwiesen.

Seit 14 Jahren Streit

Da mit der Frauenquote eine Verfassungsänderung einhergehen würde, sind in beiden Parlamentskammern jeweils zwei Drittel der Stimmen für die Annahme erforderlich. Die Kongresspartei, ihre Verbündeten und die größte Oppositionspartei BJP äußerten ihre volle Unterstützung für das Gesetz. Auch Ministerpräsident Manmohan Singh hatte am Wochenende erklärt, seine Regierung fühle sich der sozialen und wirtschaftlichen Stärkung von Frauen verpflichtet. Über die Frauenquote im indischen Parlament wird bereits seit 14 Jahren gestritten. (APA/Ag.)