Foto: Kabelsignal/Montage: dieStandard.at

Einsamer Spitzenreiter bei der Nominierung von Zitronen-Sujets war vergangene Woche das niederösterreichische Telekommunikationsunternehmen kabelsignal. Gleich fünf Mal meldeten UserInnen die Werbung in der Redaktion als zitronenwürdig. Das Sujet wirkt bei uns vor allem durch seine wohl nicht ganz intendierte Vieldeutigkeit.

Auf dem Bild ist eine nackte Frau zu sehen, die ihre Achselhaare in voller Pracht trägt. Dabei sieht sie glücklich aus, es wirkt fast so, als ob sie sich gerade sinnlich über ihre Achselhöhle streichen würde und dabei an irgendetwas erfreuliches denkt.

Der Subtext von kabelsignal suggeriert aber etwas anders. Es wird gewarnt: "Schützen Sie sich vor bösen Überraschungen."

Ab diesem Punkt entsteht Verwirrung. Irgendein relevantes Detail zum Verständnis der intendierten Werbebotschaft muss auf dem Produktionsprozess verloren gegangen sein. Denn wie sollen wir dieses Setting interpretieren? Entzündeten Haarwurzeln, allergischen Reaktionen und kratzigem Nachwuchs vorbeugen durch einen Internetanschluss bei kabelsignal? Wohl kaum. Als gelernte westliche Konsumsubjekte wissen wir natürlich, dass mit der "bösen Überraschung" nur das weibliche Achselhaar gemeint sein kann. Die strikten Hygiene- und Schönheitsnormen unserer Gesellschaft lassen es gar nicht anders zu.

Weiter unten dann noch der Hinweis: "Mit: Kabelsafe. PC-Komplettschutz jetzt 12 Monate gratis". Das Naturgut Achselhaar muss also als Synonym für eine geheime, aber überaus gefährliche Internetattacke auf den Heim-PC herhalten. Eines Tages wacht frau auf, und schwupps ist alles überwuchert mit Haaren, was ungefähr so schlimm ist wie: der PC verseucht mit Viren. So weit kommt es, wenn Achselhaare nicht mehr getragen, sondern nur mehr ausgedacht werden. Eine Zitrone für diesen selten blöden Beitrag zum Hygiene-Wahn ist damit fällig.

Bleibt noch zu klären: das zufriedene Lächeln des Models. Freut es sich etwa, dass etwas ans Licht kommt, was NORMalerweise nicht mehr herzeigbar ist? Das wäre ein Lachen, das wir gern unterstützen. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 16.3.2010)