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Karola Kraus, übernimmt mit 1. Oktober die Leitung des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK)

Foto: APA / Thomas Viering/Baden-Baden

Wien - Die Direktorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, Karola Kraus, übernimmt mit 1. Oktober die Leitung des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK). Edelbert Köb, der seit Jahresbeginn 2002 das MUMOK leitet, scheidet mit Ende September aus seiner Funktion aus. Karola Kraus wird am 5. Mai erste programmatische Eckpunkte ihrer Direktion präsentieren. "Ich freue mich, dass ich eine in der internationalen Kunstszene vernetzte und hoch angesehene Persönlichkeit für die zukünftige Leitung gewinnen konnte", wurde Kulturministerin Claudia Schmied in einer ersten Aussendung des Ministeriums zitiert, "Karola Kraus stellt die Kunst ins Zentrum ihres Handelns und pflegt einen intensiven und wertschätzenden Dialog mit den Kunstschaffenden. Ihre hervorragende Arbeit in Baden-Baden spricht für sich."

Kraus nannte das MUMOK in ihrer ersten, schriftlich verbreiteten Stellungnahme "ein in Stadt und Region verankertes Diskussions- und Präsentationsforum für zeitgenössische Kunst und Kultur, eine Forschungs- und Ideenwerkstatt mit überregionaler und internationaler Ausstrahlung - seit seiner Gründung am Puls der Zeit und der jeweils aktuellen Kunst und Kultur verpflichtet". Das MUMOK stehe "für Weltoffenheit und künstlerische Vielfalt auf höchstem, qualitativen Niveau. Das MUMOK versteht sich als Botschafter der internationalen zeitgenössischen Kunst und Kultur im traditionsreichen Ambiente einer Kunststadt mit Weltruf. Mein Ziel ist es, mit dem progressiven Team des MUMOK und meiner eigenen Dynamik diesen Ruf in Zukunft weiter auszuarbeiten", so Karola Kraus.

In ihrer bisherigen Laufbahn als Kulturministerin hat Schmied mit ihrer Personalpolitik nicht nur mehrmals für Überraschungen gesorgt, sondern auch verstärkt auf Frauen gesetzt. Mit Karola Kraus erhält das bisherige Quartett von Museumsdirektorinnen - Gabriele Zuna-Kratky (Technisches Museum), Johanna Rachinger (Österreichische Nationalbibliothek) und Agnes Husslein (Belvedere), Sabine Haag (Kunsthistorisches Museum) - Verstärkung. Ihre männlichen Kollegen (Peter Noever im MAK, Klaus Albrecht Schröder in der Albertina sowie Bernd Lötsch bzw. ab 1. Juni der von Schmied bestellte Christian Köberl im Naturhistorischen Museum) sind damit erstmals in der Minderheit.

Kraus gilt als aktive Netzwerkerin

Karola Kraus ist die Tochter der renommierten deutschen Sammler Grässlin. In Baden-Baden arbeitete die Kunsthistorikerin in enger Kooperation mit dem benachbarten Frieder Burda Privatmuseum. Im deutschen Kunstbetrieb gilt sie als aktive Netzwerkerin mit besten Kontakten zu Künstlern und Sammlern und einem klaren Sinn für Wirtschaftlichkeit.

Im kommenden April wird die Sammlerfamilie Grässlin aus St. Georgen im Schwarzwald, in die Karola Kraus im Jahr 1961 geboren wurde, mit dem diesjährigen Art Cologne Preis für "ihre herausragenden Verdienste um die Vermittlung moderner Kunst" ausgezeichnet. Ab den 1970er Jahren begannen ihre Eltern Anna und Dieter Grässlin Werke des deutschen Informel zusammenzutragen. "Beinahe jedes Wochenende hatten wir von Künstlern wie Karl Otto Götz, Emil Schumacher oder Gerhard Höhme Besuch", erzählte Kraus einmal in einem Interview. Ihre prägendste Bekanntschaft war jedoch Martin Kippenberger, mit dem die Familie eine enge Beziehung verband, und der seiner Freundin Karola nicht zuletzt den Weg in den Kunstberuf wies.

Erfahrungen mit Privatsammlern und Kunsthallen

1990 absolviert Kraus ihr Studium der Kunstgeschichte, der Neueren deutschen Literatur und der klassischen Archäologie in München, ist im Rahmen des Projekts "Metropolis" im Berliner Gropius-Bau Assistentin von Künstlern wie Jeff Koons, Robert Gober, John Kessler oder Clegg & Guttmann. Von 1991 bis 1995 leitet Kraus den nichtkommerziellen Ausstellungsraum K-raum Daxer in München, und widmet sich auch hier der Präsentation internationaler Kunst ab den 1980er Jahren.

Doch auch am Kunst- und Sammelmarkt bleibt Kraus aktiv: Sie wird persönliche Beraterin und Verwalterin der Sammlung Johannes und Louise Daxer und arbeitet von 1995 bis 1999 bei den Ankaufssitzungen der Deutschen Bank AG mit. In der Zeit zwischen 1996 und 1998 übernimmt sie das Management von Katharina Sieverding und organisiert unter anderem den Beitrag der Künstlerin im Deutschen Pavillon der 47. Biennale in Venedig sowie in internationalen Museen.

1999 übernimmt Kraus schließlich die Leitung des Kunstvereins Braunschweig, 2006 die der Kunsthalle Baden-Baden, die sie "neu strukturieren und positionieren" sollte und wurde von politischer Seite nicht zuletzt als Persönlichkeit gelobt, "die neben Profilstärkung und Qualitätssteigerung, auch Fragen der Besucherorientierung und betriebswirtschaftliches Denken einen großen Stellenwert" einnähmen.

Eines ihrer wichtigsten Anliegen in Baden-Baden war Kraus die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Privathaus von Frieder Burda. Ihre ausgezeichneten Verbindungen mit der Künstler- und Sammlerszene wird sie auch nach Wien mitbringen - wie sich ihre Erfahrungen mit Privatsammlern und Kunsthallen auf die Nachbarschaften im Museumsquartier auswirken werden, könnte spannend werden. Das oft monierte dürftige Ankaufsbudget des Hauses könnte für die Sammlertochter allerdings schmerzlich sein.  (APA)