Warschau - Die polnische Gesellschaft wird in weltanschaulichen Fragen wie Abtreibung oder gleichgeschlechtliche Ehe immer konservativer. Das ergab eine Umfrage des Instituts GfK Polonia. Demnach lehnen 33 Prozent Abtreibung grundsätzlich ab. Vor vier Jahren waren dies nur 18 Prozent, wie damals eine Erhebung des Instituts CBOS ergab. Nur jeder 20. Pole ist heute für ein uneingeschränktes Recht auf Abtreibung.

Konservativer Trend

Der Trend wird noch deutlicher, wenn man die aktuellen Zahlen mit denen von 1997 vergleicht. Vor 13 Jahren wollten nur 10 Prozent ein grundsätzliches Abtreibungsverbot, 15 Prozent sprachen sich für ein uneingeschränktes Recht auf Abtreibung aus.

Wanda Nowicka von der Gesellschaft für Frauen und Familienplanung bezeichnete die Umfrageergebnisse als Ausdruck einer "gesellschaftlichen Scheinheiligkeit". Denn "im konkreten Fall wollen dann doch die meisten die Möglichkeit haben abzutreiben", so Nowicka zur Zeitung "Rzeczpospolita". Mariusz Dzierzawski von der Stiftung "Pro", die sich gegen Abtreibung einsetzt, zeigte sich dagegen erfreut. Es gebe offenbar "wenige schlechte Menschen in Polen", so Dzierzawski zur "Rzeczpospolita".

Derzeit Indikationsregelung

In Polen gilt derzeit eine so genannte Indikationsregelung. Frauen dürfen abtreiben, wenn sie durch eine Vergewaltigung schwanger wurden, ihre Gesundheit durch eine Geburt bedroht ist oder das Kind mit schweren Behinderungen zur Welt kommen wird. Für eine solche Regelung sprechen sich laut GfK Polonia 59 Prozent der Menschen aus. Im Moment macht keine der im Parlament vertretenen Parteien Abtreibung zum Thema.

Konservativ sind die Polen auch in Bezug auf homosexuelle Paare. 79 Prozent sind der GfK-Umfrage zufolge gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, das sind fünf Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. 93 Prozent sind dagegen, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. (APA)