Sanaa - Mehrere hundert Frauen und Mädchen haben am Dienstag vor dem Parlament des Jemen für die Einführung des bereits beschlossenen Mindestalters für Eheschließungen demonstriert. Unter ihnen war auch die zehnjährige Nojoud Mohammed Ali, die vor zwei Jahren erfolgreich ihre Scheidung eingeklagt hatte, nachdem ihr Vater sie mit einem 20 Jahre älteren Mann verheiratet hatte. Die Demonstrantinnen überreichten Parlamentspräsident Yehya al-Rahi in Sanaa eine Petition mit einer Million Unterschriften für die Umsetzung des bereits im vergangenen Jahr verabschiedeten Gesetzes.

Am Sonntag hatten tausende Frauen auf Aufruf von Islamisten und Konservativen gegen das Gesetz demonstriert, das das Heirats-Mindestalter für Mädchen auf 17 und für Buben auf 18 Jahre festlegt. Es war im vergangenen Jahr verabschiedet worden, einige Abgeordnete verlangen jedoch eine Änderung des Gesetzes und blockieren damit sein Inkrafttreten. Laut Parlamentspräsident Rahi soll das Mindestalter bestehenbleiben, die im Gesetz vorgesehenen Gefängnis- und Geldstrafen sollen aber gestrichen werden.

Zahlreiche Muslime lehnen die Einführung eines Mindestalters für Eheschließungen mit der Begründung ab, dies sei im Islam nicht vorgesehen. Sie verweisen darauf, dass der Prophet Mohammed seine Frau Aisha als Neunjährige geheiratet habe. Im Jemen, einem der ärmsten Länder der Welt, ist die Verheiratung von Minderjährigen weit verbreitet. Im vergangenen Jahr war eine zwangsverheiratete Zwölfjährige bei der Totgeburt ihres Kindes gestorben. (APA/AFP)