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Brigitte Ederer steigt in den Konzernvorstand von Siemens auf.

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Hausherrin in der neuen Siemens-City in Wien-Floridsdorf ist Brigitte Ederer nur kurz. Die Siemens-Österreich-Chefin darf das - von ihrem Vorgänger Albert Hochleitner konzipierte - neue Wiener Hauptquartier im Juni noch feierlich einweihen, ab Juli kommt sie dann aber nur mehr zu Besuch.

Denn als Konzernvorstandsdirektorin für das Europageschäft wird die ehemalige Wiener Finanzstadträtin nun Präsidentin der Siemens AG Österreich, wie man Aufsichtsratsvorsitzende in Österreich der Einfachheit halber nennt.

Ob das dazugehörige Personalressort mit weltweit an die 440.000 Siemensianern, das sie im ehrwürdigen Siemens-Konzern am Wittelsbacher Platz in München übertragen bekommt, ein Jackpot ist oder doch ein Hinaufloben, muss sich erst herausstellen. Mit Sicherheit ist er aber eine gewaltige Herausforderung. Die Zeichen stehen nämlich nicht nur bei der - seit dem Verkauf der Telekomsparte überdimensionierten - Softwaresparte von Siemens-Österreich auf Stellenabbau, sondern im ganzen Konzern. Und Personalmaßnahmen, gibt die 2006 zur ersten Siemens-Landeschefin Gekürte zu, gingen ihr sehr nahe. Nicht weil sie Sozialdemokratin sei, sondern weil es um Menschenschicksale gehe.

Nun wird die studierte Volkswirtin eine dicke Haut brauchen - und vor allem Härte. Der Ingenieur-Konzern ist kein Mädchenpensionat. Die defizitäre IT-Sparte muss redimensioniert und verkaufsfähig gemacht werden, tausende Stellen in Deutschland stehen auf dem Prüfstand, und mehr als ein Match mit Betriebsrat und Gewerkschaft steht bevor. Der schwierigste Job im Berufsleben der in Floridsdorf und Schwechat aufgewachsenen Tochter einer alleinerziehenden Mutter ist das Mandat im Konzernvorstand übrigens eher nicht. Denn dann müsste es in München schlimmer sein als in der SPÖ, deren Bundesgeschäftsführerin Ederer von 1995 bis 1997 war und wo sie meint, keinen Fußabdruck hinterlassen zu haben.

Das kann man vom EU-Staatssekretariat nicht sagen, in dem sie unter Kanzler Franz Vranitzky Österreichs Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 1994 vorbereitete. Damals blieb der "Ederer-Tausender" an ihr picken, den Arbeiterkämmerin Johanna Ettl als Ersparnis angepriesen hatte.

Mit der Übersiedlung an die Isar wird das Ehepaar Ederer-Swoboda übrigens endgültig zu Pendlern. Der Weg zu Langzeitpartner und EU-Mandatar Hannes Swoboda ist von München aus sogar kürzer. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2010)