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Ab 1964 entstanden die ersten "Nanas", die Niki de Saint Phalle zu einer der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

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Wien - Üppig, aufdringlich bunt - und erstaunlich klein sind die zwei Vorformen der Nanas, die in Klosterneuburg ausgestellt sind. Die ersten waren Anfang der 1960er-Jahre entstanden, zunächst aus Draht und Textilien, dann aus Polyester. Die schwere Lungenerkrankung, der Niki de Saint Phalle 2002 erlag, war eine Folge der giftigen Dämpfe, die bei der Verarbeitung frei wurden.

Noch ein Jahr vor ihrem Tod hatte das Sammlerehepaar Essl die Künstlerin, deren Arbeiten seit Ende der 1960er-Jahre in allen wichtigen Museen ausgestellt waren, in ihrem südkalifornischen Domizil besucht.

Die trotz hohen Alters und schwerer Krankheit "quirlig lebhafte" Saint Phalle, die 1930 als Cathérine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle in eine französische Adelsfamilie geboren wurde, habe, so Essl, bleibenden Eindruck hinterlassen.

Den seit damals gehegten Wunsch einer Ausstellung konnten sich die Essls nun in Zusammenarbeit mit dem Sprengel-Museum Hannover erfüllen. 2000 war Saint Phalle zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover ernannt worden - als erste Frau, der diese Ehre zuteilwurde. Aus Dankbarkeit vermachte sie 300 ihrer Werke dem Sprengel-Museum, das auch einen großen Teil des Nachlasses besitzt.

Kurator Andreas Hoffer konzentrierte sich auf Arbeiten der frühen 1960er-Jahre; und wählte aus dem Fundus des Sprengel-Museums unter anderem die künstlerisch als auch politisch bemerkenswerten Schießbilder: Auf Holzrahmen und unter einer Gipsschicht hatte Saint Phalle mit Farbe gefüllte Beutel montiert. Zunächst ließ sie ihre Künstlerfreunde, etwa ihren zweiten Mann Jean Tingely, auf diese Assemblagen schießen. Später schoss sie selbst: "Ich war eine zornige junge Frau", erinnerte sie sich später.

"La mort du patriarche" heißt eines dieser Schießbilder, viel Körper, ein winziger Kopf, ein Flugzeug an Phallus Stelle - angeschossen, rot bespritzt: ein martialisches Statement gegen eine männerdominierte Gesellschaft. Schade, dass es aus dieser progressiven Phase nicht mehr zu sehen gibt.

Lieber würde man stattdessen auf die Skizzensammlung zum Tarotgarten verzichten. 1979 hatte Saint Phalle, die auch Drehbücher schrieb und Filme machte, in der Toskana mit dem Bau des Giardino dei Tarocchi begonnen, der 1998 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. (Susanne Fuchs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.5. 2010)