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Die deutsche Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) will, dass mehr Frauen in deutschen Unternehmen in Spitzenpositionen gelangen.

Foto: REUTERS/Thomas Peter

"Eine Quote ist für mich immer nur die Ultima Ratio. Sie ändert nichts an den Ursachen, sie doktert nur an den Symptomen 'rum. Ich bin skeptisch, lehne sie aber nicht völlig ab." Diese Worte sprach die deutsche Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) noch vor drei Monaten bei einem Kongress in Berlin, der sich mit dem Thema "Frauenförderung in Unternehmen" befasste. Daran nahm auch ihre österreichische Kollegin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) teil. Vor allem bei den männlichen Parteikollegen Schröders war danach doch eine gewisse Erleichterung zu bemerken.

Doch nun hat die Ministerin ihre Meinung geändert und strafft in einem Interview mit dem Handelsblatt die Zügel. Zum ersten Mal nennt sie eine konkrete Zielmarke: Bis 2015 soll der Anteil der Frauen in den Vorständen der börsennotierten deutschen Unternehmen 20 Prozent betragen. "Das halte ich für machbar. Zwar nicht für jede Branche einzeln, aber im Schnitt", sagt Schröder.

Gelingt dies nicht, dann sollen Unternehmen ab 2015 per Gesetz zur Einhaltung der entsprechenden Quote gezwungen werden. Schröder: "Ich kann nur so lange guten Gewissens auf eine Quote verzichten, solange ich in der Wirtschaft eine stetige Verbesserung sehe. Das ist aktuell so, aber wir brauchen eine ständige Veränderung in die richtige Richtung. Das Beste an einer angedrohten Quote ist, dass sie wie ein Damoklesschwert wirkt."

Um den Druck zu erhöhen, will Schröder zunächst gemeinsam mit der deutschen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) eine sogenannte Berichtspflicht über die Besetzung von Spitzenpositionen in Unternehmen einführen. Dies hat Schwarz-Gelb bereits im Koalitionsvertrag vereinbart. Das Ziel: Unternehmen sollen individuelle Frauenquoten festlegen und veröffentlichen.

Telekom preschte vor

Dazu hat sich bisher nur ein großes Unternehmen aufgerafft: Die Telekom. Deren Chef, René Obermann, kündigte an, bis 2015 30 Prozent aller Toppositionen des ehemaligen Staatskonzerns mit Frauen besetzen zu wollen.

Aktuell schaut es in den Vorständen deutscher Firmen, die an der Börse notiert sind, ernüchternd aus. In 160 Konzernen gibt es 21 Frauen in Vorständen, das sind weniger als drei Prozent. Dieser Mini-Schar der Frauen stehen 686 Männer gegenüber. Besonders rar sind Frauen in den Dax-Konzernen, jenen dreißig umsatzstärksten Unternehmen, die den deutschen Aktienindex Dax widerspiegeln.

Es gibt aktuell nur zwei weibliche Vorstände (Siemens, SAP). Am 23. Juni kommt noch eine Frau bei Eon dazu, die vierte im Bunde wird ab 1. Juli die Österreicherin Brigitte Ederer (Siemens) sein.

Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich gibt es in Norwegen bereits seit 2008 eine gesetzliche Frauenquote von 40 Prozent. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD/Printausgabe 15.6.2010)