Wien - Eigentlich sind an den Unis schon Sommerferien, dennoch wird es für MedizinstudentInnen diese Woche ernst: In Wien, Innsbruck und Graz finden am Freitag die Aufnahmetests für das Medizinstudium statt. Der Andrang bricht Rekorde. Waren es im Vorjahr "nur" 8612 BewerberInnen, so haben sich diesmal 10.434 Personen angemeldet, die sich um 1500 Studienplätze reißen.

Die Tests sind aber nicht überall die gleichen. Ein Unterschied: Nur Graz versucht, nicht nur Wissen und Verständnis, sondern auch soziale Kompetenz abzuprüfen. Bei einem "Situational-Judgement-Test" sollen die angehenden StudentInnen Handlungsmöglichkeiten in ärztlich relevanten Situationen auswählen. Die Resultate daraus sollen zu zehn Prozent zum Gesamtergebnis beitragen.

Möglicher Effekt dieses Zusatztests: Bessere Chancen für Frauen, die beim Ausleseverfahren in den vergangenen Jahren verhältnismäßig schlecht abgeschnitten haben. In Wien etwa waren diese im Vorjahr unter den BewerberInnen mit 56 Prozent in der Mehrheit, bei den zugelassenen Studierenden mit 43 Prozent aber nur mehr in der Minderheit. KritikerInnen führen dies auf den Umstand zurück, dass Mädchen in der Schule in Mathematik und Naturwissenschaft weniger gefördert würden.

Teure StudentInnenheime

"Dass in Graz soziale Kompetenz abgeprüft wird, ist okay, aber noch keine Lösung des Problems", meint die grüne Frauensprecherin Judith Schwentner. Sie fordert mehr "geschlechtersensiblen" Unterricht, bei dem Burschen und Mädchen in Naturwissenschaften mitunter auch getrennt unterrichtet werden sollten. Derzeit zeichne sich das Gegenteil ab: Für das bestehende Programm "Naturwissenschaften geschlechtergerecht unterrichten" sei bislang kein neues Budget vorgesehen, kritisiert Schwentner.

Budgetnöte anderer Art konstatiert der Rechnungshof. Laut seinem Bericht sind die Preise für Wohnen in StudentInnenheimen zwischen 1990 und 2008 deutlich stärker gestiegen als der Verbraucherpreisindex. Der Rechnungshof empfiehlt ein Förderkonzept, damit "ein ausreichendes Angebot für sozial schwächere Studierende erhalten bleibt". (jo, APA, DER STANDARD/Printausgabe 6.7.2010)