Helene Klaar, "Scheidungs-Ratgeber für Frauen", Linde Verlag, Wien 2010, 400 Seiten, ISBN: 978-3709302613, EUR 24, 90

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Die Existenz als Vollzeithausfrau mit der Eheschließung wird von Helene Klaar als das größte Problem im Scheidungsfall genannt.

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Vor sechs Jahren erschien Helene Klaars "Scheidungs-Ratgeber für Frauen" zum ersten Mal. Der Bedarf ist offenkundig, die erste Auflage ist mittlerweile ausverkauft. Ein weiterer Anlass für die überarbeitete Neuauflage sind einige gesetzliche Änderungen, beispielsweise im Gewaltschutzgesetz, bei der eingetragenen PartnerInnenschaft oder bei der Rechtsprechung beim EhegattInnenunterhalt, die im Ratgeber ergänzt wurden. 

Helene Klaar gilt als Expertin in Sachen Familienrecht, sie ist seit 1976 als selbstständige Rechtsanwältin in Wien tätig. "Ich habe das Buch gerne geschrieben", so Klaar im Vorwort des Ratgebers, "dennoch ist es kein heiteres Buch geworden." Zwar schließen mittlerweile viele den Fall einer Scheidung nicht mehr völlig aus, "dass sich der Partner wie ein Schwein verhält", können sich aber die meisten nicht vorstellen, so die Juristin beim Pressegespräch am Dienstag. Klaar gibt auch zu bedenken, dass wir uns in weniger frauenfreundlichen Zeiten befinden als in den 70ern. Mit der Reformierung des Familienrechts 1976 bis 1978 hat die Gesetzeslage die gesellschaftliche Realität überholt. So muss seit dem für beide PartnerInnen Erwerbstätigkeit möglich sein und auch die "gut versteckte Regelung", so Klaar, dass beide gleichermaßen für die Hausarbeit zuständig sind, gibt es bereits seit Ende der 70er. An der Umsetzung in der Realität hapert es aber auch noch 30 Jahre später. In einer Familie mit zwei Kindern leisten Frauen fünf Stunden Haus- und Versorgungsarbeit, Männer eineinhalb Stunden, zitierte Klaar aus einer Studie. "Will eine Frau da noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen, darf sie sonst keine Ansprüche mehr an das Leben stellen". Von Frauen werden die Konsequenzen einer Erwerbslosigkeit oft nicht rechtzeitig realisiert, so die Autorin. "Die Nachteile einer ungleichen Aufgabenverteilung trägt im Falle einer Scheidung allein die Frau". 

Informationen sollen vor Illusionen bewahren

Exakte Information hält Klaar daher für besonders wichtig, nicht zuletzt um vorschnelle Illusionen über das Leben nach der Scheidung aus dem Weg zu räumen. Die Probleme, die sich mit einer geringen oder mit gar keiner Erwerbstätigkeit für Frauen im Falle einer Scheidung ergeben, werden durch gesetzliche Regelungen, die so tun, als "ob bereits Gleichberechtigung herrsche", nicht abgefedert. Kleine Pensionen und finanzielle Unsicherheit sind die Folge, Unterhalt wird nur mehr in seltenen Fällen gezahlt. Die Bedingungen, "schuldlos" geschieden zu werden oder keinen Lebensgefährten zu haben, werden selten erfüllt, Klaar: "Es herrscht die allgemeine Meinung, wenn gestritten wird, werden schon beide schuld sein, die jungen Richter wollen da nicht genauer hinschauen."

Die Existenz als Vollzeithausfrau wird von der Anwältin summa summarum als das größte Problem im Scheidungsfall genannt, "durch eine Ehe ist man nicht ausreichend gesichert, das Hausfrauendasein birgt das höchste Risiko". 

Obwohl Helene Klaar ein ganzes Buch und auch ihren Arbeitsalltag den Schwierigkeiten und Stolpersteinen bei Scheidungen widmet, bezeichnet sie sich als "Freundin der Ehe", im Vergleich zu einer vertragslosen LebenspartnerInnenschaft sei diese der Schlosspark von Schönbrunn, letztere hingegen eine Prärie, die weit und breit keine Schutzbestimmungen bietet. (beaha, dieStandard.at, 7.7.2010)