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Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, der Moskauer Patriarch Kirill I. beklagt einige Entwicklungen in der katholischen und protestantischen Gemeinde. Lob gibt es hingegen für Papst Benedikt XVI..

Foto: APA/Sergei Grits

Kiew/Moskau  - Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, der Moskauer Patriarch Kirill (Kyrill) I., beklagt eine von ihm als "sehr gefährlich" empfundene positive Einstellung von protestantischen Kirchen zur Homosexualität. Hier würden "sündige Elemente" Einzug halten, sagte er laut Kathpress in einem Interview für mehrere ukrainische TV-Sender. Zudem wandte sich der Patriarch, der am morgigen Dienstag zu einem Besuch in Kiew erwartet wird, gegen die von den ProtestantInnen praktizierte Frauenordination.

Kritik an Frauenweihe und in Fragen der Homosexualität

Die vorherrschende liberale Haltung im Genfer Weltkirchenrat (ÖRK), insbesondere hinsichtlich der Frauenweihen sowie in Fragen der Homosexualität, stößt auf den Unmut der Orthodoxen. Mehrere orthodoxe Gliedkirchen sind aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen ausgetreten, in dem protestantische, orthodoxe, anglikanische und altkatholische Gemeinschaften zusammengefasst sind. Nach der Wahl der lutherischen Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatten russisch-orthodoxe Repräsentanten sogar gedroht, die Kontakte zur EKD zu suspendieren.

"Papst gibt Anlass zu Optimismus"

Der Moskauer Patriarch lobte in dem Interview Papst Benedikt XVI. wegen dessen Linie in Fragen der Moral. Die Haltung des jetzigen Papstes "gibt uns Anlass zu Optimismus", sagte Kirill. Die "völlige Übereinstimmung" der katholischen und orthodoxen Kirche in vielen öffentlichen und moralischen Fragen ermögliche es, sich gemeinsam für christliche Werte stark zu machen, insbesondere in internationalen Organisationen. Zugleich erklärte der Patriarch, dass es in der katholischen Kirche seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt liberale Tendenzen gebe, die der orthodoxen Kirche Sorge bereiteten. So werde Benedikt XVI. von liberalen Theologen, aber auch von westlichen Medien immer wieder kritisiert. Unverständnis gibt es auf orthodoxer Seite vor allem für die umstrittene Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. In der Orthodoxie hat die Liturgie eine viel größere Bedeutung für Theologie und Glaubensleben als im Westen.

Die russisch-orthodoxe Kirche war im Vorjahr in die gemeinsame theologische Kommission zurückgekehrt, die 1979 von Papst Johannes Paul II. und dem Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. eingesetzt worden war. Nach schweren Differenzen hatte die Dialogkommission ihre Tätigkeit im Jahr 2000 eingestellt, um sie 2006 wieder aufzunehmen. Nach einem Eklat in Ravenna im Oktober 2007 hatte das Moskauer Patriarchat die Mitarbeit vorübergehend ausgesetzt. Ein Schwerpunkt des Dialogs ist das Papstamt. (APA)