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Eine gemeinsamer Nachname ist Teil der Ehe - oder eben nicht: Ist es eine sinnvolle Entscheidung voller Symbolkraft oder rückständige Selbstaufgabe?

Foto: APA/Patrick Pleul

+++ Pro

Wenn sich zwei Menschen dazu entschließen, ihre Beziehung offiziell zu machen und das auch vor dem Gesetz, dann verpflichten sie sich einander. Gemeinsam steht vor zweisam. Was, wenn nicht ein gemeinsamer Name, ein Familienname, kann das klarer verdeutlichen? Was soll sonst für alle Welt aussagen, dass sich da zwei Menschen für einen gemeinsamen Lebensweg entschieden haben, so selbsterklärend und stark?

Das ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten, woran sich sinnentleert festgehalten werden muss, weil's halt immer schon so war. Es ist eine sinnvolle Entscheidung voller Symbolkraft. Überhaupt in Hinblick auf möglichen Nachwuchs: Wenn der Vater so heißt, die Mama aber so, und sie selber nicht wie die Mutter oder der Vater, oder ein Kind wie der Vater, das andere wie die Mutter, mündet das in Fragestellungen für die Kleinen, deren Antworten sie überfordern und auch Erklärungsaufwand anderen gegenüber mit sich bringen.

Ein gemeinsamer Nachname erleichtert einerseits das behördliche und nach außen kommunizierte Zusammengehören, andererseits ist es für alle Familienmitglieder identitätsstiftend und einfacher. Das Leben ist doch kompliziert genug. (mag/dieStandard.at, 8.2010)

Contra ---

Darf ich vorstellen: Das ist mein Mann. Er heißt so, wie er immer geheißen hat. Und für mich gilt das gleiche: Nie im Leben wäre mir in den Sinn gekommen, meinen Namen bei der Heirat abzulegen. Er begleitet mich schon mein ganzes Leben, er gehört zu mir, und mein Mann seit langem auch. Das eine beißt das andere doch nicht.

Der Tradition nach entspricht es einer Frau, die heiratet, doch viel eher, ihren Namen abzulegen als einem Mann. Wie viele Paare kennen Sie denn, bei denen es umgekehrt war? Eben. Diesem Anachronismus ist mit aller Lebendigkeit der Riegel vorzuschieben. Frau sollte ein Zeichen setzen, dass sie keine höhere Wertigkeit durch die Ehe erfährt, sondern einfach als Mensch zählt. Dass die Zeiten vorbei sind, in denen sie die "zu Verheiratende" war, von der verlangt wurde, sich aus ihren ursprünglichen Lebenszusammenhängen zu verabschieden, um sich in die des Ehemannes brav einzuordnen.

Heute ist die Ehe nicht mehr Ziel noch alternativlos. Sie passiert in unserer Gesellschaft aus Liebe oder was man dafür hält. Den eigenen Namen zu behalten signalisiert die neue Ära eines starken Bündnisses aus freien Stücken, in dem jede/r ihre/seine Individualität miteinbringt, um den/die andereN zu bereichern und zu stärken. Selbstaufgabe passt in keiner ihrer Ausformungen in dieses Konzept. (roh/dieStandard.at, 8.2010)