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Letitia „Tish" Long ist Chefin des US-Geheimdienstes NGA.

Foto: AP/Cliff Owen

Die „National Geospatial-Intelligence Agency" (NGA) ist unter Interessierten als Labor für Hightech-Spinner und Elektronik-Freaks bekannt. Am Dienstag trat mit Letitia Long erstmals eine Frau ihren Dienst als Chefin des Nachrichtendienstes an - ein Novum bei den bisher rein männlich geführten 16 Geheimdiensten in den USA. "Long ist genau die Richtige, um die Agentur in Zeiten des Umbruchs anzuführen", sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates.

Mit ihrer Spezialisierung auf das Erstellen dreidimensionaler High-tech-Landkarten hat die erst 1996 gegründete NGA sehr schnell einen fixen Platz in der Geheimdienstlandschaft der USA eingenommen, so kamen ihre digitalen Modelle auch bei der Irak-Invasion zum Einsatz. "Ich habe noch nie eine so junge Agentur so viel in so kurzer Zeit erledigen sehen", urteilte Long über ihren neuen Arbeitsplatz. Die Organisation umfasst mittlerweile 16.000 Mitglieder, die Regierung in Washington baut ihr zurzeit ein 1,7 Milliarden Dollar teures neues Hauptquartier im Militärzentrum Fort Belvoir. Es wird das drittgrößte Regierungsgebäude im Umfeld der US-Hauptstadt Washington sein.

Statistiken zeigen, dass mittlerweile knapp zwei Fünftel aller GeheimdienstmitarbeiterInnen Frauen sind und diese trotz jahrzehntelanger Dominanz der Männer sogar ein Viertel der Führungspositionen in den sechs größten Spionageagenturen ausmachen.

Long, mit Spitznamen auch "Tish" genannt, übernimmt ihr Amt von Vizeadmiral Robert B. Murrett. Auch sie selbst hat ihre Karriere im Dienst der Marine begonnen. Nach einem Ingenieurstudium an der renommierten Universität Virginia Tech arbeitete sie in einer Forschungseinrichtung an der Entwicklung akustischer Sensoren für Unterseeboote, ab 1988 leitete sie die Forschungsabteilung des US-Marinegeheimdienstes und machte in den Neunzigerjahren eine stetige und steile Karriere in mehreren militärischen Nachrichtendiensten.

Letitia "Tish" Long (51) ist verheiratet und hat drei Töchter. Bei ihrem Dienstantritt dankte sie ihrem langjährigen Chef und nunmehrigen US-Geheimdienstkoordinator James Klapper, der ihr über viele Jahre ein Mentor gewesen sei, dass er ihr "damals eine Chance gegeben habe". Ihre Erfahrung und ihre Beispielwirkung würden Long zu einem wichtigen Vorbild für alle Frauen im US-Geheimdienst machen, würdigte US-Senatorin Anna Eshoo ihre Bestellung. (Alexander Fanta, DER STANDARD, Printausgabe 11.8.2010)