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Bis zu 5.000 Euro kann man in den traditionellen Matrosenhemden in der Hochsaison pro Monat verdienen. 

Foto: REUTERS /CLAUDIO PAPI

Rom/Venedig - Nach neun Jahrhunderten ist in Venedig eine Bastion gefallen. Zum ersten Mal darf sich eine Frau mit dem stolzen Titel "Gondeliere" schmücken. Die erste "Gondoliera" am Canal Grande heißt Giorgia Boscolo und ist 24 Jahre alt. Die Mutter zweier Kinder hat die letzte Aufnahmeprüfung bestanden und kann jetzt offiziell in die Liste der venezianischen Gondolieri eingetragen. Sie kann jetzt als zweiter Gondoliere im Boot - sozusagen als "Kopilotin" - rudern. Ihr weiteres Ziel ist jetzt, eine der Lizenzen zu erhalten, die in den Händen von 425 Kollegen steht, berichtete die venezianische Zeitung "Il Gazzettino di Venezia" am Freitag.

"Gondoliere-Beruf für eine Frau ungeeignet"

Giorgias Vater Dante ist ebenfalls Gondoliere, hat aber die Ambitionen seiner Tochter nicht unterstützt: "Ich bin stolz auf sie, bleibe aber der Ansicht, dass der Gondoliere-Beruf für eine Frau ungeeignet ist." Das tut der Freude der Gondoliera allerdings keinen Abbruch. "Ich kann es noch nicht fassen. Vor drei Jahren hatte ich die Aufnahmeprüfung versucht, war aber gescheitert. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich meinen Traum verwirklichen kann. Ich hoffe, dass ich bald Kolleginnen haben werde", so Giorgia Boscolo.

Der Streit um die Berufszulassung hat durchaus auch materielle Gründe: Bis zu 5.000 Euro verdienen die Männer in den traditionellen Matrosenhemden in der Hochsaison pro Monat. Über 400 Gondolieri befahren mit ihren schwarzen Barken die venezianischen Kanäle - eine 50-Minuten-Tour kostet über 70 Euro. (APA)