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Nisaa FM wird von 20 MitarbeiterInnen betrieben, um Frauen- Agenden eine Stimme zu geben.

Foto: AP/Franka Bruns

Ramallah - Die Präsenz von Frauen in jeglichen Bereichen des öffentlichen Lebens steigt in den Palästinensischen Autonomiegebieten langsam aber stetig trotz der vielen Schwierigkeiten, die für Frauen noch bestehen. Neben politischen Ämtern - als Ministerinnen und Bezirksvorsteherinnen - nehmen sich Frauen zunehmend auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Raum. 

In Ramallah ging etwa der erste Frauen-Radiosender an den Start. Nisaa FM wird sechs Stunden pro Tag gesendet und will für palästinensische Frauen ein abwechslungsreiches Programm bieten. Viele zählen Nisaa FM schon zu ihren Lieblingssendern, berichtete ynetnews.com. Der Sender wird von 20 MitarbeiterInnen betrieben, die meisten von ihnen sind Frauen, die versuchen, Frauen- Agenden eine Stimme zu geben. Insbesondere der rechtliche und soziale Status der Frauen innerhalb der palästinensischen Gesellschaft soll thematisiert werden. Im Fokus stehen bei Nisaa FM zudem Erfolgsgeschichten von Frauen, aber auch die tagtäglichen Diskriminierungen sollen nicht ausblendet werden, die noch immer sämtliche Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens bestimmen.

Mehr voneinander erfahren

"Wir wollen, dass Frauen mehr voneinander wissen", erklärt Nasrin Awad, die die Sendung "Café au Lait" gestaltet. Obwohl Nisaa FM noch ein kleiner Sender ist, wird eine 24-Stunden-Sendezeit angestrebt, was für die gesellschaftspolitischen Verhältnisse wahrscheinlich nicht ohne Folgen bleiben würde, schreibt ynetnews.com.

Nicht nur in der Medienlandschaft verändert sich in den Palästinensischen Autonomiegebieten etwas, sondern auch im juristischen Bereich. Dort wurde bereits ein wichtiges Zeichen für die rechtliche und symbolische Anerkennung von Frauen gesetzt: Nachdem Frauenrechtsorganisationen und Menschrechtsgruppierungen die sogenannten "Ehrenmorde" anprangerten, wurde dieses Thema von der Gesetzgebung aufgegriffen. Bisher wurden Männer, die ihre Ehefrauen töteten, vom Gesetz nicht als Mörder eingestuft. Die strafrechtlichen Konsequenzen waren oftmals sehr milde, schlimmstenfalls landeten die Täter hinter Gittern. Frauen, die ihre Ehemänner unter den gleichen Umständen töteten, konnten hingegen die Todesstrafe erwarten.

"Neue Ära für Frauenrechte"

Der Nachsicht mit den männlichen Tätern soll durch die Entscheidung der palästinensischen Regierung, dass diese Männer als Mörder einzustufen sind, nun Einhalt geboten werden. Diese Gesetzesänderung bezeichnet ynetnews.com als revolutionär und als "ein erstes Zeichen einer neuen goldenen Ära für Frauenrechte". 

Die Gesetzesänderung freute auch die Tourismusministerin Khouloud Diabes: "Das ist das Resultat eines Trends und zweifelsohne ein wichtiges Statement für die palästinensischen Frauen." Wir seien ZeugInnen eines Prozesses, wie mit Konventionen gebrochen wird, so die Ministerin weiter. Sie sieht in dieser Änderung "die klare Botschaft der Regierung an die palästinensische Gesellschaft, dass Frauen gleichwertige Partnerinnen sind."

Für Khouloud Diabes soll die Präsenz von Frauen (sie selbst ist ein Beispiel dafür) nicht in der Regierung haltmachen, so könne auch der Arbeitsmark nicht mehr auf Frauen verzichten. Gerade dieser Bereich zeigt, welche konservativen Kräfte trotz einiger Fortschritte noch vorherrschen, denn zurzeit gehen nur 14 Prozent der Frauen arbeiten, berichtet ynetnews.com.

Neben den gesetzlichen Maßnahmen spielt auch die Repräsentation von Frauen in der Öffentlichkeit eine wesentliche Rolle. Medienprojekte wie der Sender Nisaa FM, der den sozialen Status von Frauen stärkt und ihre Interessen formuliert, könnten somit als wichtige Instrumente für Gleichberechtigung in allen Bereichen des politischen und sozialen Lebens fungieren. (red)