Zagreb - Nach dem Mord an einer kroatischen Journalistin, die am Wochenende von ihrem Mann mit mehreren Messerstichen im Schlaf getötet worden war, hat nun auch die Politik reagiert. Innerhalb eines Monats ist dies bereits der zweite Aufsehen erregende Fall von häuslicher Gewalt in Kroatien, bei dem eine Frau durch die Hand ihres Partners gestorben ist. Nun will das Innenministerium auf höchster Ebene ein Treffen einberufen, an dem andere zuständige Ministerien - Justiz und Gesundheit - inklusive der Premierministerin und Nichtregierungsorganisationen teilnehmen sollen, um Lösungen für das Problem der Gewalt in der Familie zu suchen. 

Versagen der Polizei

Innenminister Tomislav Karamarko hatte ein solches Treffen schon im August angekündigt. Vor einem Monat war eine 23-jährige zweifache Mutter am helllichten Tag in einem öffentlichen Park in Glina vor ihren Kindern von ihrem Ex-Mann erschossen worden. Die Frau, die in einem Frauenhaus wohnte, hatte die Kinder dem Vater wegen der Besuchspflicht übergeben, jedoch nicht unter Aufsicht eines Sozialarbeiters, was üblicherweise vorgeschrieben ist. Der Mann verübte nach der Tat Selbstmord. Der Vorfall hatte auch für die Polizei ein Nachspiel. Tags zuvor hatten PolizistInnen auf den Hilferuf der Mutter des Täters, der das Verbrechen angekündigt hatte, mit einem Besuch bei ihm zu Hause reagiert. Drei Polizisten wurden vom Dienst suspendiert, laut Vorschrift hätten sie den Mann durchsuchen und festnehmen müssen.

Deutliche Mehrheit der Opfer sind weiblich

Laut dem kroatischen Familienministerium gab es in den ersten sieben Monaten 2010 acht Morde im Kreis der Familie, wobei sechs der Mordopfer Frauen waren. Im gleichen Zeitraum gab es neun Mordversuche innerhalb der Familie, so das Ministerium. Vergangenes Jahr wurden 28 Morde im familiären Umfeld verübt, 21 der Opfer waren Frauen. In beiden Fällen war der Großteil der Täter die Ehemänner beziehungsweise Partner, gefolgt von Söhnen und anderen männlichen Familienmitgliedern.

Budgetkürzungen

Zwischen 2005 und 2009 wurden 9.218 Personen Opfer familiärer Gewalt, drei Viertel davon waren Frauen, zitiert "Vecernji list" aus der Polizeistatistik. Die Polizei brachte vergangenes Jahr 1.099 Ansuchen für eine Wegweisung ein, die Gerichte gaben aber lediglich 388 davon statt. Gleichzeitig kürzte die Regierung heuer das Budget für Frauenhäuser und ähnliche Einrichtungen. (APA)