Warschau - Die Gleichstellungsbeauftragte der polnischen Regierung, Elzbieta Radziszewska, wird immer stärker von Nichtregierungsorganisationen kritisiert. Die Politikerin der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) hatte eine katholische Schule verteidigt, die eine Lehrerin wegen deren Homosexualität gekündigt hatte. Sie werde aber nicht zurücktreten, erklärte Radziszewska am Dienstag gegenüber dem Sender RMF FM. "Mein Posten entspricht mir", sagte die Politikerin.

Outing vor laufender Kamera

Radziszewska wiederholte am Dienstag ihre Ansicht, wonach die Schule sich ihre MitarbeiterInnen nach frei wählbaren Kriterien aussuchen dürfe. Für eine andere Aussage, für die sie angegriffen wurde, hatte sie sich schon zuvor entschuldigt: Die Ministerin hatte einem Mitdiskutanten im privaten Fernsehsender TVN vorgeworfen, er kritisiere sie nur deshalb, weil er selbst homosexuell sei. So machte sie dessen sexuelle Orientierung einer breiten Öffentlichkeit bekannt. "Das tut mir leid, ich wollte ihn nicht verletzen", erklärte Radziszewska dazu später.

Abberufung ausgeschlossen

Am Montag hatten VertreterInnen von Frauen- und Homosexuellen-Organisationen vor der Kanzlei von Premier Donald Tusk (PO) für eine Entlassung von Radziszewska demonstriert. Der Regierungschef hatte zwar ein Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten angekündigt, eine Abberufung aber ausgeschlossen. Ihr Outing eines Mitdiskutanten im Fernsehsender TVN sei "sehr unglücklich" gewesen, so Tusk.

Von Gleichstellung wenig überzeugt

Die Gleichstellungsbeauftragte wird seit ihrem Amtsantritt im April 2008 von Nichtregierungsorganisationen kritisiert. Sie tue nichts dafür, die Situation der Frauen in der Gesellschaft zu verbessern, heißt es in einem in der Zeitung "Gazeta Wyborcza" veröffentlichten Text, verfasst von der Vorsitzenden der Frauen-Organisation Feminoteka, Joanna Piotrowska, und von Krzysztof Smiszek von der Gesellschaft für ein Antidiskriminierungsgesetz. So lehne die Beauftragte eine gesetzliche Geschlechter-Parität auf Wahllisten ab und tue zu wenig dafür, um die Diskriminierung in Schulbuchtexten zu bekämpfen, heißt es dort. (APA)