Batina the Hidden trägt Burka und hat Superkräfte.

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New York - Die eine trägt nichts außer einem knappen Turnanzug in den Farben der amerikanischen Flagge, die andere eine Burka: Wonder Woman und Batina the Hidden werden ab Mittwoch gemeinsam gegen das Böse kämpfen.

Dann erscheint eine neue, sechsteilige Serie des Branchenriesen DC Comics in den USA. DC Helden wie Superman, Batman oder eben Wonder Woman sorgen darin für Gerechtigkeit, Seite an Seite mit "the 99", den weltweit ersten islamischen Superhelden. Solche "Crossover" sind sehr selten: Zuletzt zogen DC-Helden in den 90ern mit der Konkurrenz in den Kampf.

Die 99 entsprechen den 99 Eigenschaften, die der Koran Gott zuschreibt. Sie verdanken ihre Kräfte 99 wundersamen Edelsteinen, in denen das Wissen der Bibliothek von Bagdad gespeichert ist. Fattha the Opener etwa ist ein 22-jähriger Indonesier, der den Raum biegen und so Portale erzeugen kann, durch die er an jeden beliebigen Ort gelangt. Jabbar the Powerful aus Saudi-Arabien ist übermenschlich stark, seit er auf eine Landmine trat und bei der Explosion ein Edelstein in sein Gesicht geschleudert wurde. Batina the Hidden kommt aus dem Jemen. Was für Kräfte sie hat, ist noch nicht bekannt.

Ausgedacht hat sich die 99 Naif-al-Mutawa, ein Psychologe aus Kuwait. Nach dem Einmarsch der Iraker in Kuwait behandelte er irakische Soldaten, die in den Kämpfen traumatisiert wurden. "Als ich gehört habe, wie Saddam als Held dargestellt und verehrt wurde, habe ich mir gedacht: Was für eine Botschaft schicken wir mit solchen Helden an unsere Kinder?", sagte er dem Time Magazine. Mit den 99 wollte er einen Gegenentwurf zu diesem Helden schaffen.

Seit 2007 erscheinen die Geschichten auf Arabisch und Englisch. Religion spielt in den Abenteuern keine Rolle: Die Helden beten nicht und reden nicht über den Koran. Die Hälfte der Charaktere sind Frauen, nur fünf von ihnen tragen ein Kopftuch. Batina the Hidden ist die Einzige mit Burka - sie trägt sie, weil die meisten Frauen im Jemen eben eine tragen. "Die Helden sind mehr vom Islam inspiriert als islamisch", sagt Mutawa.

Neben der Comicheft-Serie startet 2011 eine Fernsehserie im US-Kindersender Hub mit den 99. Für die Geschichten verantwortlich ist Emmy-Gewinner Stan Berkowitz, der zahlreiche Batman- und Superman-Folgen geschrieben hat. "Das ist ein extrem wichtiger Schritt", sagt Jack Shasheen, Professor für Massenkommunikation, zum Guardian. "Comichelden haben jahrelang arabische Bösewichte verprügelt. Das ist eine längst überfällige Berichtigung."

Nicht alle sind so enthusiastisch: "Bringt eure Kinder in Sicherheit", schrieb New York Post-Bloggerin Andrea Peyser über die geplante Fernsehserie. "Islamic butt-kickers" würden sich bereitmachen, "beeinflussbare westliche Gehirne mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu indoktrinieren. Was für großartige Zeiten kommen auf die USA zu!" (tob, DER STANDARD/Printausgabe 25.10.2010)