Wiesbaden - In Deutschland verdienen Frauen auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit rund acht Prozent weniger als Männer. Das ergab eine eingehende Analyse der Einkommen von Frauen und Männern aus dem Jahr 2006, die das deutsche Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden vorstellte. Ziel der Studie war es, Art und Ausmaß der geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede genauer zu ergründen.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen beim Brutto-Stundenverdienst beträgt seit Jahren im Schnitt etwa 23 Prozent - Männer verdienen also statistisch betrachtet fast ein Viertel mehr als Frauen. Dabei spielen nach Angaben des Statistischen Bundesamts allerdings verschiedene Berechnungsgrößen eine Rolle, darunter strukturelle Faktoren, die nichts mit der individuellen Bezahlung zu tun haben: Männer und Frauen haben oftmals unterschiedliche Berufe, Frauen sind seltener in Führungspositionen vertreten, tendenziell schlechter ausgebildet sowie öfter teilzeitbeschäftigt. All das hat Auswirkungen auf die durchschnittlichen Stundenlöhne, die bei Frauen deshalb insgesamt niedriger sind als bei Männern.

Ohne arbeitsplatzrelevante Merkmale

Wie die Analyse der Wiesbadener ExpertInnen ergab, sind solche strukturellen Faktoren für insgesamt rund zwei Drittel des sogenannten "Gender Pay Gap" - zu deutsch etwa: Lohn-Lücke zwischen den Geschlechtern - verantwortlich. Ein Drittel entfällt demnach nicht auf arbeitsplatzrelevante Merkmale, sondern resultiert aus einer tatsächlich schlechteren Bezahlung pro Stunde bei gleicher Arbeit und Qualifikation. Bereinigt um den statistischen Einfluss der strukturellen Faktoren liegt der Verdienstunterschied, der allein auf geschlechtstypischen Gehaltsunterschieden beruht, demnach bei etwa acht Prozent des Stundenlohns.

Die Analyse der StatistikerInnen beruht auf der Verdienststrukturerhebung 2006 mit den Daten von 3,1 Millionen Beschäftigten. Ursachen für die Lohnunterschiede werden darin nicht genannt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte vor kurzem eine Studie vorgelegt, wonach Frauen generell ein deutlicher niedrigeres Gehalt als Männer akzeptieren. Gefragt, was sie als gerechten Lohn für ihre Arbeit empfinden, gaben Frauen im Schnitt um rund ein Viertel geringere Summen an als Männer. Da Männer wie Frauen ihre Forderungen etwa in Gehaltsverhandlungen entsprechend ihren Erwartungen anpassten, könnte dieses Prinzip zu Lohnunterschieden beitragen, hieß es in der DIW-Veröffentlichung. (APA)