Die zum Tod durch Steinigung verurteilte Iranerin Sakineh Mohammadi-Ashtiani könnte womöglich am Mittwoch hingerichtet werden. Das Oberste Gericht habe die Hinrichtung der 43-Jährigen in einem Brief an das Gefängnis in Tabriz genehmigt, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag von iranischen und französischen MenschenrechtsaktivistInnen. Die Hinrichtung war nach weltweiten Protesten im Juli zunächst ausgesetzt worden.

"Vor drei Tagen haben wir die Information bekommen, dass das iranische Hohe Gericht einen Brief nach Tabriz geschickt hat", sagte die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi. Dieser habe sich an die "sogenannte Hinrichtungsabteilung" des Gefängnisses gerichtet, in dem sich Mohammadi-Ashtiani befindet. Der Mittwoch sei im Iran "seit 30 Jahren der Hinrichtungstag, wir haben sehr viel Angst", fügte Ahadi hinzu.

"Schnelle Hinrichtung"

Mohammadi-Ashtiani könne bereits am Mittwoch die Vollstreckung der Todesstrafe drohen, hieß es auch in einer Mitteilung des französischen Magazins "La Regle du Jeu" des bekannten Philosophen Bernard-Henri Levy. Es berief sich wie Ahadi auf einen Brief des Obersten Gerichts an das Gefängnis. Darin werde die "schnelle Hinrichtung" der 43-Jährigen genehmigt. "Da Todesstrafen am Mittwoch vollzogen werden, können wir nur schrecklich besorgt sein."

Mhammadi-Ashtiani wurde nach iranischen Angaben im Jahr 2006 in zwei verschiedenen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt worden. Im ersten Fall wurde sie wegen angeblicher Verwicklung in den Mord an ihrem Ehemann zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Berufungsgericht wandelte das Urteil 2007 in eine zehnjährige Haftstrafe um. Im zweiten Fall wurde sie wegen mehrfachem Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt.

"Alle diplomatischen Mittel ausschöpfen"

Das Schicksal der löste weltweit Empörung aus. Nach Protesten rund um den Globus wurde ihre Hinrichtung im Juli zunächst ausgesetzt. In Paris kündigten MenschenrechtsaktivistInnen noch für Dienstag eine Demonstration vor der iranischen Botschaft an, um gegen die aus ihrer Sicht unmenschliche Bestrafung der Frau zu protestieren. Nach Angaben der in Deutschland lebenden Aktivistin Ahadi war zudem ein zweitägiger Protestmarsch von Paris nach Brüssel geplant.

Die US-Regierung erklärte am Dienstagabend, man verurteile die iranischen Pläne auf das Schärfste. Der Fall zeige, dass der Iran die Menschenrechte fundamental missachte. Von den Behörden im Iran gab es zunächst weder eine Bestätigung noch ein Dementi zu dem Bericht. In Österreich rief der Außenpolitische Sprecher der Grünen, Alexander van der Bellen, Regierung und EU dazu auf, alle diplomatischen Mittel auszuschöpfen, um die Steinigung der Iranerin zu verhindern. (APA/Ag.)