Die iranische Justiz hat Berichte über eine unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der zum Tod durch Steinigung verurteilten Sakineh Mohammadi Ashtiani dementiert. "Alle Gerüchte und entsprechenden Berichte sind völlig unbegründet", sagte der Justizsprecher der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan, Malek Ajdar Sharifi, am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur IRNA.

MenschenrechtsaktivistInnen in Deutschland und Frankreich sowie die Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, hatten zuvor berichtet, die Iranerin könnte am Mittwoch hingerichtet werden. "Es gibt dafür Indizien", hatte der in Teheran geborene Grünen-Politiker Omid Nouripour am Dienstag in Berlin gesagt. Er mahnte die iranische Führung, diesen "barbarischen Akt" nicht zu vollziehen. "Die Weltgemeinschaft schaut genau hin." Den Angaben der AktivistInnen zufolge hat das Oberste Gericht in Teheran die Vollstreckung der Todesstrafe genehmigt.

Justizsprecher Sharifi sagte laut IRNA: "Einige Leute wollen sich wichtig machen, und einige Medien wollen mit solchen unbegründeten Behauptungen auf die Titelseite kommen." Die Medien sollten sich "auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren und Fakten berichten, statt giftige Propaganda gegen den Iran" zu verbreiten.

Rousseff: "Barbarisch"

Auch die designierte brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff hat sich gegen die Hinrichtung von Ashtiani ausgesprochen. Die Steinigung sei barbarisch, sagte sie am Mittwoch. Angesichts der guten Beziehungen zu dem Iran hatte Brasilien der islamischen Republik bereits im August angeboten, der Frau Asyl zu gewähren, sollte ihr Leben verschont werden. Das Asylangebot wurde jedoch vom Iran zurückgewiesen.

Die 43-jährige Ashtiani wurde nach iranischen Angaben im Jahr 2006 in zwei verschiedenen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Im ersten Fall wurde sie wegen angeblicher Verwicklung in den Mord an ihrem Ehemann zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Berufungsgericht wandelte das Urteil 2007 in eine zehnjährige Haftstrafe um. Im zweiten Fall wurde sie wegen mehrfachem Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Ihr Schicksal löste weltweit Empörung und Proteste aus. Im Juli wurde ihre Hinrichtung zunächst ausgesetzt. (APA/Reuters)