Bukarest - Die ab dem 1. Jänner 2010 eintretende deutliche Verschlechterung der Bedingungen beim Mutterschaftsurlaub in Rumänien veranlasst zahlreiche Schwangere, sich bei ihren Ärzten/Ärztinnen über geburtseinleitende Maßnahmen zu erkundigen. Eine am Freitag veröffentlichte Inkognito-Untersuchung des Nachrichtenportals Hotnews.ro hat ergeben, dass sich die Anfragen und Terminvereinbarungen für künstlich eingeleitete Geburten vor dem voraussichtlichen Geburtstermin seit der Einführung des neuen Gesetzes häufen.

Bisher 85 Prozent des Durchschnittseinkommens

Rumänische Mütter müssen sich ab dem 1. Jänner für eines von zwei Modellen entscheiden - entweder ein Jahr lang Kinderbetreuungsgeld in Höhe von bis zu etwa 800 Euro, in Abhängigkeit vom Einkommensdurchschnitt der letzten zwölf Monate vor der Entbindung, oder zwei Jahre lang, allerdings nur mehr in Höhe von maximal 300 Euro. Jene Mütter, die sich für die kürzere Variante entscheiden, erhalten ein Jahr lang zusätzlich zu ihrem Gehalt eine Geldprämie von etwa 120 Euro monatlich. Bisher bezogen Mütter zwei Jahre lang 85 Prozent, seit Sommer 2010 infolge des Sparpakets nur mehr rund 70 Prozent ihres vorjährigen Durchschnittseinkommens. Doch auch diese Regelung gilt nur noch für Kinder, die vor dem 1. Jänner 2010 geboren werden.

Keine Angaben zum Preis

Es wurden sechs Bukarester GynäkologInnen befragt, von denen einer laut Hotnews "darauf wetten möchte, dass wir zwischen dem 21. und dem 31. Dezember Rekordwerte bei der Anzahl der Geburten haben werden". Alle befragten Ärzte/Ärztinnen waren - gleich beim Telefongespräch oder erst nach weiteren Untersuchungen - einverstanden, einen Geburtstermin am 9. Jänner in Anbetracht der "ökonomischen Einschränkungen durch die Regierungsverordnung" vorzuverlegen, solange der errechnete Termin nicht nach dem 11. Jänner 2011 liege und der Gesundheitszustand der Mütter den Eingriff zulasse. Vorverlegte Geburten für weniger fortgeschrittene Schwangerschaften wurden dezidiert abgelehnt. Keiner der befragten Ärzte/Ärztinnen wollte Angaben zum Preis einer vorverlegten Geburt machen. Eine Entbindung in einer rumänischen Privatklinik kostet üblicherweise zwischen 500 und 2000 Euro.

NGO bereitet Kollektivklage vor

Eine NGO sammelt indes Unterschriften, um im Namen jener Schwangeren, die nicht vor Jahresende entbinden können, eine Kollektivklage gegen die Regierung zu formulieren. "Die Schwangeren, deren voraussichtlicher Geburtstermin um den 1. Jänner herum liegt, werden zusätzlich zum derzeitigen und zukünftigen Stress, dem sie ausgesetzt sind, vor zwei ungünstige Optionen gestellt, die ihre Zukunftspläne gravierend beeinflussen", heißt es auf der Homepage der Organisation "Mütter für Mütter". (APA)