Da der Kunde König ist, darf er sich aus den bunt gefüllten Regalen das nehmen, was ihm am besten gefällt. Auch sogenannte "Damen". Vorausgesetzt er bezahlt.

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Wenn es Otto Normalverbraucher nach Fleisch gelüstet, dann geht er einfach ins Laufhaus, das nicht bloß aufgrund seines Namens einem Kaufhaus ähnelt. Praktischerweise gibt es davon auch einen Onlineshop, in dem er ganz bequem und äußerst simpel von der Couch aus seinen Appetit weiter anregen und mittels simplen Klickens eine Vorauswahl treffen kann, welche Fleischsorte mit welcher Garnierung und zu welchem Preis er diesmal kaufen will.  Auf diese Weise wird er bei seinem späteren Besuch im Laufhaus nicht lange überlegen müssen.

Das ist an und für sich nichts Besonderes. Für Otto Normalverbraucher gehört Online-Shopping mittlerweile zur Normalität, egal ob es sich dabei um Produkte oder  Dienstleistungen handelt. Wozu also langwierig differenzieren? Solange sie käuflich ist, bleibt Ware einfach Ware. Geht es doch einzig darum, sie an den Mann zu bringen. Und da der Kunde ja immerhin, wie es so schön heißt, König ist, soll er bedient werden mit allem, was er sich wünscht. Ein marktwirtschaftlicher König, ein zahlender Kunde also, soll glauben gemacht werden, dass ihm mit dem nötigen Zahlungsmittel alles offen steht. Das beste und teuerste Fleisch, das muss nicht immer von einem toten Tier kommen. Das kann auch einem weiblichen Körper anhängen, frisch und lebendig.

Natürlich sollten dem Wohl des Königs gemäß auch die Kaufmodalitäten simpel konzipiert sein. Sie dürfen ihn keinesfalls überfordern und sollen ihm dem Pfad weisen, was er wo und wie konsumieren kann. Am besten in einfacher Bildsprache zum Anklicken, damit auch das einfachst gestrickte Gehirn eines königlichen Normalverbrauchers den Impuls "haben wollen" auslöst. Und ihn zum Kauf von weiblichen Körpern, im Rotlichtmilieu "Damen" genannt, animiert.

Qualitativ hochwertige Frauen/Ware

Spätestens seit dem Erscheinen der Dezember-Ausgabe des KTZ-Bezirksjournals weiß unser Otto, was ihn im Laufhaus erwartet: gute Ware, sprich "qualitativ hochwertige Frauen", absolute "Anonymität", "Niveau", "Sauberkeit, "Sicherheit". Als König dürfe er das Geschehen mit den "Damen" von sich aus kontrollieren und schon werde "sein Endzweck" erfüllt, schreibt Peter Abraham, Verfasser des Artikels "Laufhaus OaseX". In unverblümt sexistischem Tenor verspricht er unserem König Otto Frauen, die wirkliche "Profis" seien. Beste Ware also. Außerdem dürfe Otto davon ausgehen, dass das zu konsumierende Angebot in Zukunft noch optimiert wird. Denn Laufhaus-Betreiber, "Christian Rieger will internationale Top-Frauen nach Klagenfurt bringen und den Standort ... mit zu den besten Adressen in Österreich etablieren", heißt es im Bezirksjournal.

Die Empörung über den misogynen Vergleich von Prostituierten mit Konsumwaren und der unverhohlenen Werbung für ein Bordell im Bezirksjournal blieb nicht aus. In einer Email an unsere Redaktion protestierte die Frauenplattform Klagenfurt "aufs Schärfste" gegen die sexistischen Formulierungen des Artikels: "Die Degradierung der Frau zur Ware ... ist menschenunwürdig und widerspricht den Menschenrechten". Eine Beschwerde beim Österreichischen Werberat haben sie bereits eingebracht. Wir schließen uns mit einer Zitrone an.
(Dagmar Buchta/dieStandard.at, 21.12.2010)